Solarpunk-Weltenbau: Die Wirtschaft der Zukunft

Die Wirtschaft der Zukunft

Eigentlich hatte ich vor, noch ein wenig über andere Konzepte innerhalb von einer Solarpunk-Welt zu sprechen. Wie beispielsweise Ernährung und Wohnen. Nun wird mir jedoch klar, dass ich über diese Aspekte nicht sprechen kann, ohne einen zentralen Aspekt deutlich zu machen: Eine Solarpunk-Welt kann nicht unter Kapitalismus existieren.

Eine sterbende Welt

Unsere Welt stirbt. In der Realität, nicht in der Fiktion. Dies ist kein apokalyptischer Roman, sondern das, was aktuell geschieht. Es herrscht eine schlimme Dürre in Europa. Flüsse trocknen aus. Selbst der Rhein steht so niedrig, wie seit wahrscheinlich Jahrhunderten nicht mehr. Wir haben Hitzerekorde überall auf der Welt. An manchen Orten gibt es Überschwemmungen. Orkane werden immer schlimmer, fordern immer mehr Opfer. Waldbrände überall.

Die Klimakatastrophe ist nicht ein theoretisches, zukünftiges Konstrukt. Die Klimakatastrophe ist jetzt! Gleichzeitig herrscht Krieg an so vielen Stellen der Welt. Unterdrückung. Polizeigewalt. Überall erstarken rechte Bewegungen. Und man fragt sich: Warum tut niemand etwas? So viele Regierungen haben versprochen gegen den Klimawandel vorzugehen. Aber dennoch geschieht es nicht.

Kohlekraftwerke werden nicht geschlossen. Es wird nicht mehr in Photovoltaik und Windenergie investiert. Nicht einmal in Atomkraft. Stattdessen, nun, stattdessen wird einfach zugesehen. Entlastung in der Inflation bekommen die Firmen, nicht die Menschen, die am meisten darunter leiden.

Gleichzeitig aber erzählen einem die Menschen, dass es der Kapitalismus sein wird, der die Welt retten wird, dass Wünsche nach Sozialismus, nach Kommunismus vergebens seien. Dass Kommunismus die wahre Gewalt ist. Und hier stehe ich und sage euch: Wenn wir eine Utopie wollen, wenn wir eine Solarpunk-Welt wollen, dann muss der Kapitalismus sterben.

Warum Kapitalismus nicht die Welt retten kann

Die Argumentation der Verteidiger des Kapitalismus ist eine einfache: Kapitalismus möchte den höchsten Profit schlagen. Also ist es theoretisch doch nur im Sinne des Kapitalismus Dinge zu tun, die schwere Schäden verhindern. Die nachgewiesenermaßen Produktivität erhöhen. Richtig? Nun, falsch.

Leute, die dies behaupten, haben das Prinzip des Kapitalismus – vor allem des modernen neoliberalen Kapitalismus – nicht verstanden.

Kapitalismus und die Umwelt

Die Logik, warum Kapitalismus die Umwelt retten sollte, ist recht einfach: Umweltkatastrophen verursachen jedes Jahr Schäden, die allein in Deutschland oft in die Milliardenhöhe gehen. Dies verkleinert – zumindest in der Theorie – am Ende die Gewinne der Firmen. Es sollte also Anreize geben, dies zu verhindern. Außerdem, so wird argumentiert, ist es so, dass erneuerbare Formen der Energie eigentlich billiger sind als Kohlekraft. Sprich, auch hier sollte es doch eigentlich im Interesse der Kapitalisten liegen, in die erneuerbaren Energieträger zu investieren. Oder etwa nicht?

Und natürlich ist es nicht so. Denn es verkennt zwei zentrale Aspekte des Kapitalismus: Zum einen, dass viele finanziellen Mittel nicht liquide sind (also als Geld vorhanden) und auch nicht liquidiert werden können, zum anderen, dass neoliberaler Kapitalismus gezielt das nächste Quartal und das nächste Jahr in seinen Berechnungen anpeilt – nicht die ferne Zukunft. Auch verkennt diese Argumentation, dass viele Firmen „too big to fail“ sind und immer wieder von der Politik gerettet werden.

Was heißt das nun genau? Nun, effektiv bedeutet es, dass bspw. jene Firmen und Investor*innen, die im Energiemarkt tätig sind, nicht jedes Jahr neu entscheiden, ob sie nun in fossile oder erneuerbare Energieträger investieren. Denn das Geld, das Kapital, wurde bereits in die fossilen Energieträger investiert. Viel von dem „Wert“ dieser Investor*innen und Firmen ist gebunden. An Kohlekraftwerke und in den Tagebau. Das Geld kann nicht ohne weiteres neu investiert werden. Um das zu erreichen müsste man es liquidieren, also die Kraftwerke und den Tagebau verkaufen. Doch wer würde diese kaufen, wenn doch die erneuerbaren Energien so viel billiger sind? Und da ist noch das andere Problem: Investor*innen haben meistens ihre ein, zwei Bereiche, in die sie investieren. Also zum Beispiel Immobilien oder die chemische Industrie. Oder eben in den Bereich der Energiewirtschaft. Doch wer hier investiert, nun, wie gesagt, diejenigen haben ihr Geld bereits gebunden. Solange niemand neues mit sehr viel Geld in diesen Markt einsteigt, fehlen die liquiden Mittel um in erneuerbare zu investieren. Genau deswegen sind politische Subventionen eigentlich so wichtig.

Dies gilt übrigens nicht nur für die Technologie an sich, sondern auch für das Stromnetz. Denn auch dieses ist in privater Hand – gehört in Deutschland zum Beispiel RWE, Vattenfall, E.ON und Co. – und auch dieses müsste, damit wir CO2 neutral sein können, komplett überarbeitet werden. Denn aktuell haben wir praktisch überall in der selbsternannten „ersten Welt“ zentrale Stromnetze, aber ein Umstieg auf Erneuerbare kann nur mit einem Dezentralen Stromnetz erfolgreich werden. Doch es ist nicht im Interesse der Netzinhaber das Stromnetz so umzustellen.

Gleichzeitig ist es so, dass sämtliche Firmen (egal ob Energie oder anderes) auf ihre Investor*innen angewiesen sind. Und unter dem neoliberalen Laissez-faire Kapitalismus ist es so, dass diese Investor*innen kurzfristig, nicht langfristig investieren. Sprich: Firmen müssen Quartalsberichte machen, in denen sie ihre Gewinne und Verluste auszeichnen. Am Ende des Jahres gibt es für die Investor*innen Ausschüttungen von Dividenden – abhängig von den Gewinnen.

Nun gibt es hier das Problem: Steckt eine Firma viel Geld in „Forschung und Entwicklung“, um Umweltfreundlicher zu werden, dann sind diese Kosten nun einmal Kosten, die vom Gewinn abgezogen werden müssen. Und wenn der Gewinn geringer ausfällt, dann fallen auch die Dividenden geringer aus. Und dies wiederum bedeutet, dass die Investor*innen abspringen – weil es andere Firmen gibt, bei denen sie höhere Dividenden erzielen können.

Ja, natürlich ist es so, dass auf lange Sicht gesehen der Klimawandel deutlich mehr Schäden – auch finanzielle Schäden – verursacht, aber alles, was nicht innerhalb vom Quartal oder maximal des Jahres passiert ist letzten Endes auf dem Finanzmarkt egal.

Kapitalismus und Politik

Gleichzeitig ist da auch die Koabhängigkeit, die Kapitalismus und unsere Regierung (oder eher unsere Regierungen) voneinander haben. Denn hier ist die Sache: Auch wenn die großen Firmen durch Umweltkatastrophen große Schäden und damit Verluste erfahren… Sie werden es erst einmal nicht spüren, weil sie durch die Politik Rettungspakete erlangen.

Das hängt mit zwei Aspekten zusammen. Zum einen sind viele der hauptverantwortlichen Firmen „Too Big to Fail“. Das bedeutet: Sollten diese Unternehmen Pleite gehen, hätte es enorme Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft eines Landes. Viele Menschen würden arbeitslos werden und viele andere Firmen könnten mit in den Abgrund gerissen werden. Die Wirtschaft des Landes würde enormen Einbußen gegenüberstehen. Deswegen wird die Regierung einschreiten und diese Firmen mit Steuergeldern retten. Dies haben wir sowohl in der Corona-Krise gesehen, als auch während der Finanzkrise 2008.

Zum anderen ist da aber natürlich auch der Aspekt der Lobbyarbeit – und die eigenen finanziellen Interessen von Politiker*innen. Theoretisch gesehen ist Lobbyarbeit eine gute Idee: Interessengruppen können ihre Interessen an die Politik bringen. Doch in der Realität sieht es so aus, dass diese Interessengruppen nicht „behinderte Menschen“, „Eltern“ oder „queere Menschen“ sind, sondern große Firmen und Firmenzusammenschlüsse. Und diese können diese Arbeit nutzen, um nicht nur den Parteien finanzielle Hilfe anzubieten, die „behinderte Menschen“ nicht bieten können, sondern auch, um Politiker*innen eine berufliche Zukunft für nach der Politik anzubieten. So landen nicht wenige Politiker*innen in Deutschland nach ihrer politischen Karriere in der Automobilindustrie – und dass Schröder nun bei Gazprom ist, ist auch kein Zufall.

Kurz gesagt: Unter Kapitalismus kann Demokratie in keiner Form funktionieren, weil es sowohl landeswirtschaftliche Gründe, als auch persönliche Interessen von Politiker*innen gibt, nicht demokratisch zu handeln. Etwas, das in den USA bspw. in einer großen Studie nachgewiesen wurde.

Kapitalismus und Bildung

Wir haben im Rahmen des Solarpunk-Weltenbaus nun auch schon über Bildung gesprochen, was im Bildungssystem alles falsch läuft und wie es eigentlich richtig laufen müsste. Doch natürlich wird auch dies vom Kapitalismus auf verschiedene Arten verhindert. Dies mag als ein sehr spezielles Thema wirken – doch ist tatsächlich sehr zentral. Denn Bildung ist wichtig, damit die Menschen die Welt verstehen können. Bildung ist die beste Waffe gegen politische Propaganda. Bildung ist auch notwendig, um die Welt zu verbessern, um Lösungen für unsere Probleme zu finden. Bildung ist auch der erste Schritt zu einer sozial gerechten Welt.

Warum scheitert nun aber Bildung am Kapitalismus? Nun, auch hier gibt es zwei Gründe. Nein. Eigentlich drei. Erstens ist es so, dass das Bildungssystem, wie wir es aktuell haben, darauf ausgerichtet ist, Arbeitende für den Kapitalismus zu produzieren, die halt optimal darauf ausgerichtet sind, den Regeln zu folgen und diese nicht zu hinterfragen. Zweitens, und damit einhergehend, ist es so, dass es nicht im Sinne des Kapitalismus ist, dass Menschen die notwendige politische Bildung erhalten, um den Kapitalismus in Frage stellen zu können. Drittens gibt es da noch den sehr simplen Grund: Bildung als solche erbringt nun einmal keinen Gewinn. Entsprechend ist sie für den Kapitalismus eher uninteressant.

Dies zeigt sich dann auch in der Forschung: Forschung wird nur soweit gestützt, wie sie dem Kapitalismus dienlich ist. Ja, sicher, theoretisch sollen hier die Staaten eingreifen. Tun sie ja auch. Es hat einen Grund, warum die Technologien, auf denen Silicon Valley gebaut ist, alle aus der staatlich geförderten Forschung kommen und nicht der privat wirtschaftlichen, die erwiesenermaßen strukturell nicht funktioniert. Dennoch bleiben viele wichtigen Forschungsgebiete – gerade im sozialwissenschaftlichen Bereich – dabei auf der Strecke.

Kapitalismus und soziale Gerechtigkeit

Kommen wir damit jedoch zum größten Problem, dass der Kapitalismus mit sich bringt: Es kann unter dem Kapitalismus keine soziale Gerechtigkeit geben. Weder im Sinne der Abschaffung von Diskriminierung, noch im Sinne der sozialen Mobilität. Denn auch dies ist nicht im Sinne des Kapitalismus – was gleichzeitig der Punkt ist, an dem der Kapitalismus selbst nicht länger funktionieren kann.

Reden wir über einen unumstößlichen Fakt: Damit der Kapitalismus als System funktionieren kann, braucht es eine Unterschicht, die ausgenutzt wird. Sprich: Es braucht billige, wie auch kostenlose Arbeitskraft. Deswegen ist es im Sinne des Kapitalismus, bestehende Systeme der Unterdrückung aufrecht zu erhalten – denn diese erlauben ihm, zu bestehen.

Das beste Beispiel dafür ist das Patriarchat. Die Reduktion von Frauen auf Heim- und Pflegearbeit, sowie die kostenlose Carearbeit, die von Frauen übernommen wird, ist notwendig, um den Kapitalismus aufrecht zu erhalten. Denn auch diese Pflegeberufe sind eben Berufe die praktisch gesehen keinen Gewinn erbringen können – wie eben auch die Bildung als solche. Deswegen ist der Kapitalismus darauf angewiesen, dass diese Arbeit kostenlos übernommen wird. Und selbst da, wo die Arbeit bezahlt wird ist sie oftmals unterbezahlt.

Nehmen wir die Carearbeit, die von Frauen vollrichtet wird, so ist klar: Kapitalismus braucht das Patriarchat, damit in der Gesellschaft eine Vorstellung verankert ist, nach der es erwartet wird, dass bestimmte Personen – hier Frauen – diese Arbeit kostenlos vollrichtet wird. Genau so profitiert der Kapitalismus von anderer Unterdrückung, wie Rassismus oder auch Transfeindlichkeit und Ableismus. Denn auch diese führen häufig dazu, dass es billige Arbeitskraft gibt, da betroffene oft nirgendwo anders arbeiten können. Das beste Beispiel hierfür sind die Behindertenwerkstätte, wo aktuell Leute für 2€ am Tag arbeiten – und es gesellschaftlich akzeptiert wird.

Anders gesagt: Es kann im Kapitalismus keine soziale Gerechtigkeit geben – weil der Kapitalismus, um zu funktionieren, auf niedere Klassen und deren Armut angewiesen ist. Spezifisch profitiert er davon, wenn es diskriminierte Menschengruppen gibt – denn solange es diese gibt, akzeptieren andere viel eher das es „richtig“ ist, dass diese Gruppen unter Armut leiden.

Was es braucht

Anders gesagt: Unter Kapitalismus können wir keine Solarpunk-Zukunft erleben. Dies ist einfach nicht möglich, da die Grundinteressen von Solarpunk konträr zu denen des Kapitalismus stehen. Es gibt im Kapitalismus keine Anreize auf Erneuerbare Energien zu setzen. Es gibt im Kapitalismus keine Anreize auf Umweltschonende Technologien zu setzen. Demokratie kann im Kapitalismus nicht funktionieren (Anarchismus erst recht nicht). Es ist nicht im Interesse des Kapitalismus eine gut gebildete Bevölkerung zu haben – dafür ist es allerdings absolut im Interesse des Systems, marginalisierte Gruppen zu haben, die diskriminiert werden können.

Also. Was für ein System brauchen wir? Nun, einfach gesagt: Wir brauchen ein System in dem im Interesse der Menschen und der Umwelt gehandelt wird – statt im Interesse von Gewinnen für eine sehr kleine Elite. Mehr noch: Ein System, das wissenschaftlich orientiert ist, also idealerweise die Möglichkeit lässt, dass Spezialisten über Fragen in ihren Spezialgebieten mitentscheiden können und Einfluss ausüben können.

Auch braucht es ein System, das nicht darauf aufbaut, dass eine „Unterklasse“ existiert, die ausgenutzt werden kann, das stattdessen anerkennt, dass Pflege, Kinderversorgung, Bildung und auch Gebiete wie Putzarbeit und Handwerk essenziell für die Funktion der Gesellschaft sind – entsprechend auch Anerkennung verdienen.

Ursprünglich hat sogar der Kapitalismus dieses Problem erkannt. Historisch gab es einmal das Konzept des Keynesianischen Kapitalismus – der effektiv auf: „Kapitalismus für Luxus, Sozialismus für alles essenzielle“ aufbaute.

Und ja, da haben wir es. Sozialismus. Brauchen wir Sozialismus?

Warum wir Sozialismus brauchen

Die Antwort ist recht einfach: Ja. Wir brauchen Sozialismus. Und das heißt sehr deutlich Sozialismus, nicht Staatskapitalismus! (Periodische Erinnerung: Sowohl China aktuell, als auch die späte Sowjetunion waren staatskapitalistisch. Das bedeutet: Sie haben zwar viele Sachen in Staatshand, doch der Staat handelt kapitalistisch, also gewinnorientiert – während es bestimmte Personen gibt, die davon deutlich profitieren und gleichzeitig eine Unterklasse aufrechterhalten wird.)

Unter Sozialismus wäre es nicht länger das Ziel möglichst viel Gewinn zu machen, sondern die optimale Lösung für alle Beteiligten zu finden. Üblicherweise heißt Sozialismus (eine genauere Erklärung findet ihr hier), dass ein zentrales Organ – meistens der Staat – die Produktionsmittel verwaltet. Das bedeutet erst einmal: Das Stromnetz und die dahinterstehende Technologie werden verstaatlicht. Und damit auch, dass das Netz dezentralisiert werden kann. Denn auf einmal existiert es nicht mehr um Geld für eine Firma zu generieren, sondern um Menschen mit Strom zu versorgen. Und auch die eigentliche Stromerzeugung hat eben den Sinn diesen zu generieren auf eine Art, die gut für die Menschen ist – nicht auf eine Art, die mehr Gewinn erzeugt.

Da letzten Endes die Gesellschaft das Ziel ist, ist es auf einmal auch so, dass eben all die vorher „unwichtigen“ Berufe, die eben keinen Gewinn erzeugen, viel wichtiger werden. Denn sie sind wichtig für die Gesellschaft und können dadurch auch die Anerkennung bekommen. Auch sei dazu gesagt, dass diese Wirtschaftsform nicht länger auf eine Unterklasse angewiesen ist.

Der schwere Weg dahin

Natürlich müssen wir an dieser Stelle über eine Sache reden: Warum es so schwierig ist, Sozialismus umzusetzen. Die Antwort ist recht einfach: Weil diejenigen, die aktuell vom Kapitalismus profitieren, gleichzeitig diejenigen sind, die im Kapitalismus die Macht haben. Und da sie vom Kapitalismus profitieren und im Kapitalismus nicht nur Macht haben, sondern auch in endlosem Luxus leben können, ist es nicht in ihrem Interesse, diese Macht abzugeben.

Das ist auch der Grund, warum politische Wünsche, die von großen Teilen der Gesellschaft vertreten werden, die allerdings sozialistisch in der Natur sind (kostenloser ÖPNV, staatliche Krankenversicherung u.ä.) nicht durchgesetzt werden, obwohl wir nominell in einer Demokratie leben. Je kapitalistischer ein Land ist, desto weniger funktioniert eben die Demokratie. Deswegen ist der einzige Weg daraus am Ende eine Revolution.

Deswegen wird auch jedes Land, das sich am Ende vom Kapitalismus abwendet, von kapitalistischen Ländern dafür bestraft werden. Dies sehen wir aktuell vor allem in Bezug auf Kuba und Vietnam, die versuchen Sozialismus zu arbeiten – jedoch wirtschaftlich international bestraft werden. Auch wird außerhalb des Landes überall eine Narrative von einem unglücklichen Volk und eines oppressiven Systems erzeugt. Und das wird so mit jedem anderen Land geschehen, dass sich vom Kapitalismus abwendet.

Leider geht es noch weiter. Denn wie wir sehen, ist es auch so, dass verschiedene kapitalistischen Staaten, wie die USA oder auch die UK und Frankreich, die alles in ihrer Macht versuchen werden ein nicht-kapitalistisches System niederzureißen. Denn sobald die Mehrheit sieht, dass Sozialismus funktionieren kann – besser funktionieren kann als Kapitalismus, dann reist es dem Kapitalismus sein eines Standbein weg. Denn Kapitalismus baut komplett auf der „kein anderes System funktioniert“ Logik auf.

Das ist auch der Grund, warum ich mich schwertue, eine Solarpunkwelt, die auf unserer Welt aufbaut, vorzustellen, in der es nicht am Ende einen großen, weitreichenden militärischen Konflikt gab. Denn neben kompletten gesellschaftlichen Kollaps, nach dem eine neue Gesellschaft aufgebaut wird, ist es das einzige, das ich mir realistisch vorstellen kann.

Fazit

Lasst euch nicht verarschen. Kapitalismus wird nicht die Welt retten – selbst dann nicht, wenn Energie aus erneuerbaren Quellen nur 20% der Kosten von Kohleenergie tragen werden (etwas, das in wahrscheinlich 10 Jahren der Fall sein wird) gibt es nicht genug Anreize im Kapitalismus, diese Quellen zu nutzen. Denn die Investor*innen und Firmen, die in die Energiebranche investieren, haben ihr Kapital bereits an die Kohle gebunden. Und auch in anderen Bereichen in Bezug auf den Umweltschutz selbst bei billigeren Methoden im Kapitalismus die Tatsache im Weg, dass die umweltschädlicheren Werke und Fabriken bereits stehen, während umweltfreundliche Werke erst gebaut werden müssen.

Auch im Bereich der Politik ist bereits heute deutlich, dass Kapitalismus und Demokratie nicht miteinander funktionieren. Je kapitalistischer eine Gesellschaft ist, desto weniger funktioniert die Demokratie – denn die eigenen Interessen der Politiker*innen sind eher im Sinne des Kapitalismus, als im Sinne der Gesellschaft.

Mehr noch: Kapitalismus braucht eine Unterschicht um billige und sogar kostenlose Arbeit zu vollrichten. Deswegen ist es nicht im Sinne des Kapitalismus soziale Ungerechtigkeiten zu beheben. Denn es braucht im Kapitalismus arme Menschen – und wenn die Gesellschaft bestimmte Gruppe bereits diskriminiert, ist es für den Kapitalismus nützlich, da marginalisierte Gruppen leichter als Unterklasse ausgenutzt werden können.

Kurzum: Es braucht ein anderes System. Wir können keine Solarpunkwelt erschaffen, ohne den Kapitalismus abzuschaffen. Und während viele Leute eine Alternative suchen, die nicht Sozialismus und Kommunismus heißt – dies ist einfach nur fehlgeleitet. Denn letzten Endes gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Arbeitsmittel sind in privater Hand – oder sie sind es nicht.


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