Solarpunk-Weltenbau: Die Energie der Zukunft

Wer mir auf Twitter folgt, hat es schon mitbekommen: Ich habe beschlossen, dieses Jahr in Sachen Weltenbau komplett über Solarpunk-Weltenbau zu sprechen. Heute fangen wir damit an. Und zwar geht es heute um Technologie und Energieversorgung in Solarpunk-Welten.

Solar ist schon im Namen

Während nicht alle „Punk“ Genre mit ihrem Namen verraten, was die Hauptenergiequelle bei ihnen ist, tun es einige sicherlich. Dazu gehören Steampunk, Dieselpunk, Atompunk, aber auch Solarpunk. Natürlich ist Solarpunk mehr, als die erneuerbaren Energien, die all die Technik dieser Welten ermöglichen – doch spielen diese deutlich eine Rolle.

Genau darum soll es heute unter anderem gehen. Denn natürlich ist die Weiterentwicklung und der Ausbau der erneuerbaren Energien ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, eine Solarpunk-Welt zu gestalten.

Daher möchte ich heute mit euch über mögliche Energiequellen und damit zusammenhängende Technologien in einer Solarpunk-Welt sprechen – auch darüber, wie diese funktionieren. Denn hier ist das spannende: Fast alles davon funktioniert heute zumindest unter Laborbedingungen bereits, wenn es nicht sogar irgendwo bereits großflächig im Einsatz ist.

Photovoltaik (alias Solar)

Photovoltaik wird häufig von Form von Zellen auf großen Feldern eingesetzt

Fangen wir mit der namensgebenden Energieform an: Solarkraft oder korrekter benannt (ihr entschuldigt mich, aber das habe ich studiert): Photovoltaik. Beide Namen sagen bereits alles. Solar, also Sonne. Photovoltaik, also Strom von Licht. Und genau das ist es, was hier passiert.

Die Sonne sendet so viel Energie zur Erde, dass es problemlos möglich wäre davon den Energiebedarf der ganzen Welt zu decken. Wir müssen nur lernen es zu nutzen. Die aktuelle Methode um Sonnenenergie zu nutzen ist mithilfe von Photovoltaikzellen.

Diese bestehen aus zwei Schichten Silikon zwischen zwei elektrischen Leitern. In der einen Schicht Silikon lassen sich die Elektronen lösen, in der anderen Schicht Silikon fehlen Elektronen. Licht ist gleichzeitig eine Welle, aber auch ein Strom von kleinen Teilchen – Photonen. Trifft nun so ein Photon auf die negativ geladene Silikonschicht, dann schlägt es ein Elektron heraus, das nun wandern kann. Es möchte in die positiv geladene Schicht und wandert durch den Leiter dahin. So entsteht Strom.

Während eine einzelne PV-Zelle nicht besonders viel produzieren kann, kann man viele Zellen aneinanderreihen und so größere Mengen an Strom produzieren.

Allerdings setzen (zumindest aktuell) die Zellen nur einen Teil des Stroms um, der theoretisch erzeugt werden könnte. Die meisten aktuell im Einsatz befindlichen PV-Zellen haben eine Effizienz von 10-20%. In Laboren gibt es allerdings bereits Zellen, die bis zu 40% Effizienz haben – und es ist davon auszugehen, dass dies noch weiter gesteigert werden kann. 100% lassen sich vielleicht nicht erreichen, aber 60% wären durchaus denkbar.

Mögliche Entwicklungen in der Photovoltaik

Reden wir über Solarpunk als Genre, reden wir natürlich aber auch über Science Fiction. Also welche Entwicklungen können wir in der Photovoltaik noch erwarten, die sie vielleicht noch weiter anwendbar machen.

Nun, zum einen natürlich, wie schon gesagt, höhere Effizienzen. Diese würden unter anderem dadurch erreicht, dass weniger Licht von den Zellen reflektiert wird. Das würde prinzipiell die Fläche an PV-Panelen verringern, die gebraucht wird, um eine bestimmte Menge Strom zu erzeugen.

Es gibt aber auch noch zwei weitere Aspekte, an denen gerade geforscht wird. Zum einen biegsame PV-Panele, als auch durchsichtige PV-Panele. Beides wurde bereits erfolgreich im Labor entwickelt und biegsame PV-Panele sind sogar bereits teilweise im Einsatz. Der Vorteil davon wäre, dass biegsame Panele sich auf allerhand Oberflächen anbringen ließen. Also Beispielsweise auf Autodächern oder Flugzeugflügeln, aber auch auf allerhand Gebäuden und anderen Oberflächen.

Durchsichtige PV-Zellen erklären sich praktisch selbst: Diese könnte man in Fenster einbauen und so durch die Fenster Strom erzeugen. Diese existieren bereits in Laboren, haben soweit allerdings nur eine Effizienz von unter 2%.

Und natürlich kann man ganz utopisch sein und noch einmal die Idee der „Solar Freaking Roadways“ aufgreifen. Für alle, die zu jung sind oder an denen es vorbei gegangen war: Das war die Idee von einem Ehepaar PV-Panele zu erzeugen, die als Bodenbelag verwendet werden können. Theoretisch eine sehr coole Idee, praktisch hat es allerdings nicht funktioniert – aus verschiedenen Gründen, vor allem aber, dass sie einfach nicht widerstandsfähig genug waren. Aber in einer Solarpunk-Welt: Warum eigentlich nicht?

Eine letzte Methode, die in der Science Fiction schon lange angedacht ist und auch erforscht wird, ist die Version der photovoltaischen Raumstationen. Diese würden große Photovoltaiksegel im Weltall aufspannen und die erzeugte Energie in Form von Mikrowellen an die Erde weitergeben.

Solarthermische Energie

Es sei an dieser Stelle gesagt, dass es neben der Photovoltaik auch noch eine andere Möglichkeit gibt aus Sonnenlicht Strom zu erzeugen. Dies ist mit der sogenannten Solarthermie möglich. Diese wird meistens tatsächlich eher benutzt, um Wärme zu generieren, kann aber tatsächlich auch zur Stromgewinnung benutzt werden.

Hierbei wird ein Medium – meistens Wasser – mit der Hilfe von durch Spiegel konzentrierten Sonnenstrahlen stark erwärmt, so dass es sich ausdehnt und Druck aufbaut. Dieser Druck wird dann benutzt, um damit Turbinen anzutreiben und so Strom zu generieren.

Windenergie

In Deutschland kennen wir die großen Felder voller Windräder

Gerade in Deutschland kommt ein Großteil unserer erneuerbaren Energie tatsächlich aber nicht aus der Photovoltaik, sondern aus der Windenergie. Die üblichste Form davon kennen wir ja alle: Das Hassobjekt von CDU und AfD: Das Windrad. Oder korrekter gesagt die Windturbine.

Diese funktioniert nach demselben Prinzip eines jeden Generators: Eine Spule wird durch ein Magnetfeld bewegt. Das Magnetfeld bringt die Elektronen in der Spule dazu, sich zu bewegen und so kommt es zum Stromfluss. Auf diese Art produzieren heutzutage praktisch alle Kraftwerke (abseits der Photovoltaik) Strom – nur was die Spule dazu bringt, sich zu bewegen, ist etwas anderes. In der Windenergie wird die Spule eben durch die Bewegung der Windräder mitbewegt.

Windenergie hat viele Vorteile. Sie sind verhältnismäßig billig (etwa 600 bis 870€ pro Kilowatt Leistungsfähigkeit) und lassen sich jedenfalls On Shore recht schnell bauen. Üblicherweise haben sie sowohl ihre finanziellen Kosten, als auch die Energiekosten der Installation relativ schnell (nach etwa 2 Jahren) wieder eingespielt.

Während Off Shore Anlagen natürlich teurer zu errichten sind, so sind diese sogar fähig ihre Energiekosten (also wie viel Energie verbraucht wird, um eine Turbine zu produzieren und aufzubauen) noch schneller wieder herauszuholen. Man sagt in etwa 6 Monaten. Gerade Deutschland ist ein sehr guter Standort für Off Shore Windparks.

Mögliche Entwicklungen in der Windenergie

Schwebende Windturbinen sind vielen sicherlich aus Science Fiction ein Begriff

In Sachen Windenergie gibt es aktuell drei Dinge, die in Entwicklung sind: Flugwindkraftwerke, vertikale Windkraftanlagen und Vibrationskraftanlagen.

Flugwindkraftwerke sind besonders beliebt in Solarpunk-Kunst. Ihr habt sie wahrscheinlich alle schon einmal gesehen: Große Ballonartige Gebilde, in denen ein Windrad in einer Art Tunnel in der Mitte installiert ist. Das Prinzip ist genau dasselbe, wie bei normalen Windkraftwerken, nur, dass diese durch den schwebenden Ballon in größere Höhen gelassen werden können, so dass sie von den schnelleren Höhenwinden profitieren können. Damit können sie teilweise drei Mal so viel Strom produzieren wie übliche Windkraftanlagen. Es gibt soweit auch einige Prototypen, aber wir werden sehen, wann sie massentauglich werden.

Auch vertikale Windkraftanlagen bauen auf demselben System auf, wie normale Windkraftanlagen. Nur dass es keine Rotorblätter gibt, die horizontal zum Boden den Wind abfangen, sondern eine Art Zylinder, der durch die Winde eben in der Vertikale bewegt wird, sich also um den Ständer bewegt. Diese Variante der Windkraft hat eine geringere Effizienz, als traditionelle Turbinen, haben aber dafür den Vorteil, dass sie weniger Platz verbrauchen und auch weniger Geräusche verursachen.

Mehr Geräusche dagegen verursacht das Vibrationskraftwerk. Dieses benutzt tatsächlich eine andere Technologie, um den Strom zu gewinnen – und zwar über die Vibration, die der Wind erzeugt. Bestimmte Materialien können einen Stromfluss erzeugen, wenn sie so in Bewegung geraten. Diese Methodik ist soweit jedoch sehr experimentell.

Wasserenergie

Kommen wir zu einem noch größeren Themenblock. Und zwar zu dem Aspekt, wie Menschen wohl am längsten die Natur nutzen, um daraus Energie zu gewinnen: Das Wasser. Denn wir erinnern uns: Wassermühlen sind vom Prinzip sehr alt. Kein Wunder. Die ersten großen menschlichen Zivilisationen sind immer in der Nähe von Flüssen entstanden – eigentlich der Fruchtbarkeit des Bodens wegen. Doch kaum ein Wunder, das Menschen dann auf die Idee gekommen sind, dann auch die Kraft des Wassers für sich zu nutzen.

Doch schauen wir uns an, wie Wasserkraft heute genutzt wird und in einer Solarpunk-Welt genutzt werden könnte.

Staudämme

Staudämme sind die häufigste Form von Wasserkraft und die am leichtesten Kontrollierbaren

Wenn wir aktuell von Wasserkraft sprechen, dann sprechen wir erstaunlich oft von Staudämmen. Das Konzept ist sehr simpel: Es gibt einen Fluss, dieser wird irgendwo aufgestämmt. Dahinter bildet sich ein künstlicher, sehr großer und sehr tiefer See. Wann auch immer Strom benötigt wird, kann Wasser durch Turbinen aus dem Staudamm entlassen und so Strom generiert werden.

Der Vorteil von Staudämmen ist, dass sie auch genutzt werden können, um Energie zu speichern – einfach indem man Wasser nach oben Pumpt, um es zu einem späteren Zeitpunkt zu entlassen. Da Energiespeicher eins der großen Probleme eines Netzes ist, das komplett auf erneuerbaren Energieträgern aufbaut.

Allerdings sind Staudämme auch sehr gefährlich und außerdem fatal für die Umwelt. Zweiteres ist leicht zu erklären: Es wird eine Menge Land, zusammen mit der Flora und Fauna dort, überflutet. Fischwanderrouten werden unterbrochen. In den entstehenden Gewässern können oftmals auch viele Fische nicht überleben. Es ist ökologisch einfach eine Katastrophe.

Dazu kommt, dass Staudämme auch sehr gefährlich sind. Natürlich, wird ein Staudamm fachgerecht gebaut und gewatet, sollte nichts passieren. Dennoch ist das Brechen von Staudämmen, das teilweise tausende bis zehntausende Todesopfer mit sich zieht, der Grund, warum Wasserkraft aktuell die mit Abstand unsicherste erneuerbare Energiequelle ist.

Flusskraftwerk

Während aktuell viele Flusskraftwerke große Sperren sind, wären auch mehrere kleinere Räder eine Möglichkeit

Ein ähnliches Prinzip, nur ohne das Aufstauen, nutzen Flusskraftwerke. Üblicherweise wird für diese eine Barriere im Fluss gebaut, die das Wasser durch Turbinen leitet, die so Strom erzeugen. Leider haben sie dabei immer noch das Problem, dass sie die Flora und Fauna im Fluss häufig stark stören und speziell Wanderrouten von Fischen unterbrechen. Zwar gibt es oft „Umgehungsstraßen“ für Fische, doch diese sind häufig nun einmal nicht intelligent genug dafür, diese zu finden.

Allerdings gibt es natürlich auch das klassische Flusskraftwerk, das weit weniger störend für Fische ist: Das klassische Wasserrad am Rand des Flusses. Dieses kann genau so als Generator genutzt werden. Leider hat es allerdings auch eine weitaus geringere Effizienz, als Wasserkraftwerke, die den Fluss blockieren und damit einen weit größeren Anteil der Energie des Flusses nutzen.

In einem ähnlichen Sinne gibt es auch Ansätze, ein Flusskraftwerk in der Form von schwimmenden Bojen aufzubauen, in denen jeweils eine Turbine eingesetzt ist. Auch diese sind für die Flora und Fauna minimalinvasiv. Allerdings benötigen sie eine gewisse Tiefe des Wassers – weshalb sie aktuell häufig in Konflikt mit dem Schiffsverkehr stehen.

Gezeitenkraftwerke

Gezeitenkraftwerke sehen nicht viel anders aus, als Windturbinen – sind allerdings kleiner.

Wie gesagt: Flüsse haben wir schon lange als Energiequelle benutzt. Allerdings gibt es auch Wasserbewegung auf diesem Planeten, die sehr regelmäßig stattfindet und eine Menge Energie mit sich bringt. Und das sind die Gezeiten. Deren haben wir für die längste Zeit nicht genutzt. Allerdings gibt es mittlerweile ein paar Gezeitenkraftwerke auf der Welt und es werden sicher mehr werden.

Gezeitenkraftwerke sehen meistens aus wie Windräder – sprich: Sie haben Rotorblätter, die sich drehen, nur dass diese im Fall von Gezeitenkraftwerken eben nicht vom Wind, sondern vom Wasser, das sich durch die Gezeiten bewegt, angetrieben werden. Das restliche System ist allerdings dasselbe: Es wird damit ein Generator betrieben, der über ein elektromagnetisches Prinzip Strom erzeugt.

Was soweit nicht genug erforscht ist, ist die Auswirkung von Gezeitenkraftwerken von die Meeresflora und -fauna.

Wellenkraftwerke

Stromgenerierung mittels Membranen wird aktuell erforscht

Zuletzt gibt es noch eine Art von Wasserkraftwerken, die noch sehr experimentell ist – Prototypen gibt es allerdings bereits einige. Denn das Meer hat neben den Gezeiten natürlich noch andere Bewegung – und zwar in Form der Wellen. Optimal wäre es natürlich, wenn wir diese ebenfalls zur Energieerzeugung nutzen könnten. Hier kommen wir nur zu einem Problem: Es ist nicht so leicht, diese dazu zu bringen, Turbinen anzutreiben.

Tatsächlich bauen allerdings soweit noch viele Wellenkraftwerke darauf auf. Die einen lenken Wellen in Kanäle, in denen sie Turbinen installieren, die anderen nutzen die physische Kraft der Wellen, um Pumpen zu bedienen, die Wasser lenken, das wiederum erneut Turbinen antreiben soll. Also viele Ideen laufen am Ende weiter auf Turbinen hinaus.

Es gibt allerdings auch andere Ideen. Und das ist mit Bojen oder dünnen Folien, die an der Wasseroberfläche schwimmen und durch die Wellen bewegt werden. Und hier kommen erneut Materialien ins Spiel, die aus diesen Bewegungen elektrische Ströme erzeugen können. Auch das wäre eine Möglichkeit.

Geothermische Energie

Größter Anwendet von geothermischer Energie ist aktuell Island

Eine letzte Methode zur Gewinnung von erneuerbarer Energie, die oftmals bei Solarpunk ganz vergessen wird, ist die geothermische Energie. Auch diese arbeitet mit Turbinen, die angetrieben werden. Und zwar wird heißer Dampf, der in bestimmten geographischen Gebieten unterirdisch entsteht und viel Druck aufbaut, an die Oberfläche und auf dem Weg dahin durch Turbinen geleitet wird.

Da geothermische Energie davon abhängig ist, wie viel Hitze und Druck unterirdisch verfügbar ist, ist es nicht überall sinnvoll, diese zu nutzen. Tatsächlich können wir im Süden Deutschlands und Österreich allerdings geothermische Energie ganz gut nutzen. Besonders stark genutzt wird sie aktuell in Island.

Eins der großen Probleme von geothermaler Energiegewinnung ist, dass es Druckschwankungen geben kann. Außerdem ist sie nur dort möglich, wo natürlich Wasser unterirdisch in den Gesteinsschichten vorkommt, das von der Hitze in Dampf verwandelt werden kann. Eine Möglichkeit dies zu umgehen ist mithilfe von Enhanced Geothermal Systems. Die bedeutet, dass Wasser in die heißen Gesteinsschichten gepumpt wird, um von dort zu Dampf erhitzt zu werden. Das Problem ist, dass es sich hierbei um eine Form von Fracking handelt, die leider mit verschiedenen negativen Auswirkungen einhergeht.

Das Netzproblem

An dieser Stelle kommen wir nun zu der Frage: Warum haben wir eigentlich noch keine Stromversorgung auf 100% erneuerbare Energien? Es scheint ja möglich zu sein. Und die eine Antwort ist natürlich: Lobbyismus. Sprechen wir über Solarpunk gehen wir natürlich davon aus, das dieses Problem gelöst wurde. Sprich: Unsere Energie wird in einer Solarpunk-Welt wirklich (fast) komplett aus erneuerbaren Energien kommen.

Das bringt allerdings ein Problem mit der Energieversorgung mit sich – vor allem im globalen Norden. Denn während Wasserkraft natürlich recht verlässlich ist (Flüsse fließen immer, Gezeiten kommen regelmäßig), sind es Windkraft und Photovoltaik nicht. Die Sonne scheint nicht immer, wie dieser Winter zeigt, und auch der Wind weht nicht immer. Das heißt: Wir haben manchmal mehr Strom zur Verfügung, als wir es brauchen, mal weniger.

Nun gibt es zwei Ansätze, mit diesem Problem umzugehen: Microgrids oder Macrogrids.

Microgrids sind dezentralisierte Netze, die Beispielsweise nur ein Haus oder nur eine Straße mit Strom versorgen. Das heißt jeder in diesem Grid ist gleichzeitig Produzent und Verbraucher von Strom. Beispielsweise indem auf dem Grundstück Photovoltaik installiert ist und vielleicht auch eine Form von vertikalen Windturbinen. Da wir allerdings das Problem mit der Versorgung haben, braucht ein Microgrid auf jeden Fall eine Form von Batterie(n). Was eigene Probleme mit sich bringt – dazu gleich mehr.

Macrogrids sind genau das Gegenteil. Aktuell ist es so, dass wir verschiedene Stromnetze auf der Welt haben. Zur Zeit ist es bspw. so das Europa (ohne die britischen Inseln, dafür Zuzüglich der Türkei und Teilen von West-Nordafrika) ein Netz bildet. In den USA und Kanada gibt es drei Netze (Ost, West und Texas). Das heißt: Überproduktion kann nur innerhalb von diesem Netz verteilt werden. Ist zu wenig Strom da, kann problemlos nur Strom von innerhalb des Netzes geholt werden. Die Idee eines Macronetzes wäre, alle Netze miteinander zu verbinden und ein riesiges Netz aufzubauen, wo der Strom international verteilt werden kann. Dies ist allerdings in der Umsetzung mit einem riesigen logistischen Aufwand Verbunden und würde viel intelligente Steuerung benötigen.

Die meisten Wissenschaftler*innen sehen die reale Entwicklung als eine Mischung aus beidem an. Sprich: Dass das Energienetz der Zukunft wird wahrscheinlich aus Micronetzen bestehen, die durch ein Macronetz verbinden werden.

Das Batterienproblem

Neben dem Netz gibt es allerdings ein weiteres Problem. Nämlich das Problem mit de Batterien. Dies ist vielleicht weniger schlimm, wenn wir ein Meganetz bauen, bei einem dezentralen Netz (was Solarpunk ja häufig anstrebt) jedoch ein großes Thema: Und zwar was wir mit der überschüssigen Energie zu guten Zeiten und dem Mangel an Energie zu schlechten Zeiten machen. Diese müssen wir irgendwie speichern. Natürlich könnte man nun für eine Stadt einen Staudamm bauen oder ähnliches, doch über dessen Nachteile haben wir bereits geredet – außerdem ist nicht überall das Wasser dafür da.

Damit kommen wir also zu der Alternative: Batterien. Dies bietet zur Zeit beispielsweise ja auch Tesla an. Große Batterien für den Keller für alle jene, die ihre Solarenergie möglichst selbst nutzen wollen. Allerdings gibt es da aktuell ein großes Problem: Diese Batterien sind Lithium-Ionen-Batterien, da Lithium eine recht gute Möglichkeit bietet, diese Batterien recht lange immer und immer wieder aufzuladen.

Doch leider ist Lithium ein kompliziertes Material. Denn Lithium wird aktuell unter sowohl umweltschädlichen, als auch menschenfeindlichen Umständen im globalen Süden abgebaut. Und deswegen ist das ganze nicht wirklich optimal. Natürlich können wir unter dem Aspekt „Solarpunk“ nun sagen: „Wenn wir in unserer anarchokommunistischen Solarpunk-Welt leben, dann ist das kein Problem mehr.“ Allerdings ist es das eben doch. Zum einen ist natürlich Lithium halt nun einmal doch sehr zentralisiert, da es nicht sehr weit verbreitet vorkommt. Und genau das führt auch zu einem anderen Problem: Es ist sehr endlich und aktuell wissen wir nicht, ob wir es gut recyceln können. Insofern ist es fraglich, ob Lithium-Ionen-Batterien – selbst wenn wir das Lithium umweltschonend und ohne Sklavenarbeit abbauen würden – wirklich die Zukunft sind.

Es gibt allerdings aktuell einige alternativen, an denen geforscht wird. Graphen könnte als Material einige Möglichkeiten geben, neue, bessere Batterien herzustellen. Es gibt auch Versuche mit verflüssigter Luft, die zumindest das Netz unterstützen könnte, selbst wenn sie sich bspw. für Fahrzeuge oder Handys nicht eignet. Es wäre also zu hoffen, dass dies weiter erforscht wird.

Wasserstoffenergie

Ich möchte allerdings noch auf eine Energieart zu sprechen kommen, die ein wenig ein Streitpunkt unter Wissenschaftler*innen ist. Die einen sehen darin die Zukunft, die anderen sagen: Wenn es die Zukunft wäre, hätte man es schon lange umgesetzt. Denn diese Technologie ist zumindest in der Theorie bereits ziemlich alt. Erste Prototypen gab es zu Beginn des letzten Jahrhunderts.

Und das ist, Wasserstoff zu benutzen, um damit Strom zu erzeugen. Nicht über die Verbrennung von Wasserstoff – jedenfalls meistens nicht – sondern indem Wasserstoff genutzt wird, um in einer Batterie die elektrische Reaktion zu verstärken, also einen stärkeren Stromfluss zu erzeugen. Damit könnte Wasserstoff als zentraler Energieträger für elektrische Autos und auch andere elektrische Fortbewegungsmittel genutzt werden. (Dazu ein wenig mehr im Beitrag im Juli, wo ich über Verkehrstechnologien spreche.)

Wasserstoff hat zwei große Vorteile: Sein Abfallstoff ist einfach nur Wasser und er kann mit Strom aus Wasser gewonnen werden. Sprich: Man kann die überschüssige Energie im Netz nutzen, um damit Wasserstoff zu erzeugen und dadurch die Energie zu speichern. Aktuell funktioniert das noch nicht besonders gut (die Erzeugung hat eine Effizienz von etwa 70%, die Speicherung 90% und dann der Verbrauch mit 60% – also eine Gesamteffizienz von gerade einmal 38%), allerdings reden wir hier natürlich auch über Solarpunk und damit Science Fiction. Sprich: Es kann durchaus sein, dass wir diese Effizienz deutlich steigern können.

Kernkraft

Atomenergie kann eine sinnvolle Ergänzung zu erneuerbaren Energien sein

Zuletzt ist da natürlich noch der Punkt, mit dem ich mich im deutschen Raum deutlich unbeliebt mache, während es in den englischsprachigen Solarpunk-Spaces eigentlich lange schon akzeptiert ist: Eine weitere Möglichkeit das Netz zu unterstützen wäre mithilfe von Kernkraft, idealerweise durch Thorium- und Flüssigsalzreaktoren, die weitaus sicherer sind, als die aktuellen Bauarten.

Nein, diese sollten nicht die Hauptquelle der Energie sein, allein schon, weil sie dafür zu teuer sind und wir außerdem wieder ein endliches Material verwenden – selbst wenn Thoriumreaktoren eine Reaktivierung von Teilen des Brennmaterials erlauben. Dennoch wären sie eine gute Methodik, um dadurch im Notfall Netz zu generieren oder auch in Gegenden, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht gut für erneuerbare Energien eigenen, diese zu ergänzen.

Ich habe dazu bereits schon einmal einen Blog geschrieben, aber prinzipiell sei gesagt: Die Gefahr von Kernkraft wird von den meisten als weit, weit größer eingeschätzt, als sie eigentlich ist. Tatsächlich gehört Kernkraft nach Solar- und Windkraft zu den sichersten Energiequellen, die wir aktuell zur Verfügung haben! Und Thoriumreaktoren sind noch einmal um ein vielfaches sicherer, als die modernen, bereits sehr sicheren Bauarten. Der aktuelle Mangel eines Endlagers ist nicht etwa auf die Unmöglichkeit ein solches zu bauen zurückzuführen (Finnland hat bereits eins!), sondern auf politisches Versagen. Und wenn wir von einer Solarpunk-Utopie ausgehen, so müssten wir uns mit diesem politischen Versagen nicht länger herumschlagen.

Fazit

Ich hoffe, alle nehmen aus diesem Beitrag eine Sache mit: Grundlegend ist die Möglichkeit, die Welt mit erneuerbaren Energien komplett zu versorgen praktisch schon hier. Wir haben eine Menge toller Technologien, die dies bereits heute erlauben, und Forscher*innen arbeiten daran diese bestehenden Technologien zu verbessern und mit weiteren Erneuerungen in neue Gebiete einbringen zu können.

Die beiden größten Probleme sind aktuell, dass das Stromnetz, so wie es jetzt ist, nicht dafür ausgelegt ist, das dezentral von vielen Stellen in es eingespeist wird, und dass mal mehr, mal weniger Strom produziert wird, als das Netz gerade benötigt. Dabei spielt vor allem eine Rolle, dass wir aktuell keine gute, nachhaltige Methode haben, die überflüssige Energie zu speichern.

In einer Solarpunk-Welt sollten diese Probleme allerdings behoben sein. Vielleicht gibt es neuartige Batterien, die nachhaltiger erzeugt werden, vielleicht aber auch noch ganz andere Möglichkeiten Energie zu speichern.

Fakt ist: Man kann den „Solar“-Teil von Solarpunk sehr realistisch und absolut auf real existierenden Technologien aufbauen.

Wenn ihr übrigens genauere Erklärungen zu vielen der angesprochenen Technologien haben wollt, empfehle ich euch den YouTube Kanal von Matt Farrell. Dieser ist leider sehr pro-kapitalistisch, erklärt aber viele nachhaltige Technologien mit tollen Grafiken!


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