10 Tipps für schöne Romanzen

Letzte Woche war Valentinstag und am Dienstag habe ich ein wenig über Vorurteile gegenüber Romantik als Genre geredet. Heute möchte ich als kleine Ergänzung zehn Tipps über das Schreiben von romantischen Beziehungen (egal ob Haupt- oder Subplot) dalassen.

1. Die Augenhöhe

Fangen wir mit einer recht simplen Sache an, die ich auch in der Vergangenheit schon häufiger in Beiträgen erwähnt habe: Die Partner*innen müssen sich irgendwo in der Beziehung auf Augenhöhe begegnen können. Gibt es ein permanentes Machtgefälle wird eine Beziehung praktisch immer irgendwo ungesund. Es kann durchaus sein, dass die Charaktere nicht in jedem Kontext auf derselben Augenhöhe sind, doch ist dies ein andauernder Zustand, wird es toxisch. Das ist einer der Gründe, warum Geschichten mit Lehrer*in-Schüler*in-Beziehungen problematisch sind, ebenso wie Geschichten zwischen Chef*in & Angestellte*r oder eben auch Geschichten à la „Shades of Grey“ in denen ein Charakter normal und der andere ein*e super einflussreiche*r, super reiche*r Poltiker*in/Firmenchef*in ist. Ja, mit einiger Mühe kann man das ebenfalls auf eine Art schreiben, die beiden Charakteren genug gibt, um irgendwo auf einer Augenhöhe stehen zu können, doch es geht selten gut. (Siehe auch: Mein Beitrag über Dark Romance.)

2. Gemeinsame Interessen

Etwas, das auch wichtig ist – und für mich einer der häufigsten Faktoren, weswegen mich Romanzen nicht ansprechen – sind gemeinsame Interessen. Sowohl in Geschichten, in denen die Romanze ein Subplot ist, als auch in eigentlichen Romantik-Geschichten. Denn häufig genug gibt es diese Paare die … nun, sie finden einander hübsch und sexy, sie gehen auf Dates, essen schön oder machen irgendetwas besonderes. Doch nie bekommt man den Eindruck, dass sie irgendwelche Interessen teilen. Was machen diese Paare, wenn sie nicht essen gehen und kein „Abenteuer“ erleben? Wie verbringen sie, wenn sie zusammen sind, ihre normale Zeit miteinander? Diese gemeinsamen Interessen und eine Vorstellung, wie der Alltag der Figuren gemeinsam aussehen könnte, halte ich für unglaublich wichtig, um eine Beziehung glaubwürdig zu machen.

Das Problem, dass so etwas fehlt, fällt mir übrigens am ehesten in Geschichten auf, in denen das Love Interest einfach nur da ist, um ein Love Interest zu sein und ansonsten kaum ausgearbeitet sind.

3. Freundschaft ist immer ein Faktor

In diesem Zusammenhang ein einfacher Tipp: Können die beiden Charaktere auch als Freund*innen existieren – ohne Romanze? Denn letzten Endes ist genau das ein Faktor, der eine Beziehung gesunder macht. Wenn die Charaktere Freund*innen sein können. Davon einmal abgesehen finde ich es tatsächlich irritierend, wie oft ich Romanzen gesehen habe, in denen Charaktere einander nicht kennen (oder einander hassen) und dann direkt in einer Beziehung enden, ohne vorher wirklich einander kennen zu lernen …

4. Kleine Gesten

Viele Romanzen beinhalten irgendwo große Gesten – je nach Szenario. Große Geschenke. Aufopferung. Dramatische Dinge halt. Was häufig dagegen fehlt sind diese kleinen Gesten, die oftmals viel mehr ausmachen. Denn während große Gesten auch schnell unter Druck setzen, sind es die kleinen Dingen, die das Herz höher schlagen lassen. Sei es, dass beim Einkaufen die liebste Süßigkeit mitgebracht wird oder ein geliebtes Kleidungsstück, das hinüber war, genäht wurde. Eben kleine Dinge, die nicht so viel kosten, aber doch so viel bedeuten können. Nicht nur, dass es süß ist, es macht die Gefühle auch glaubwürdiger.

5. Leben außerhalb der Beziehung

Eine Sache, die mich in vielen fiktionalen romantischen Beziehungen stört, ist, dass das Leben außerhalb der Beziehung praktisch zu verschwinden scheint. Dann hängt das Paar nur noch miteinander, nicht mehr mit etwaigen anderen Freund*innen ab und kaum noch etwas scheint eine Rolle zu spielen – auch nicht Job, Schule, Uni oder Hobbies. Dies mag in Szenarien Sinn ergeben, in denen die Geschichte nur den Anfang einer Beziehung behandelt, wenn die Schmetterlinge flattern und man für eine Weile an kaum was anderes denken kann. Aber sobald eine Beziehung etwas andauert, sollte sie nicht der einzige Inhalt eines Charakterlebens sein.

6. Die Freunde und Familien

Diesen Punkt erweiternd ist da eben auch die Sache mit dem sonstigen sozialen Umfeld. Natürlich gibt es Menschen, die haben ein nicht so großes soziales Umfeld aus dem einen oder anderen Grund. Haben sie jedoch eins, sollte eventuell auch darüber nachgedacht werden, wie dieses mit der Beziehung interagiert. Das macht die Romanze erneut glaubwürdiger. Denn natürlich wollen Freund*innen und Familienmitglieder auch noch Aufmerksamkeit und werden nicht ewig Geduld haben. Und nicht jeder wird di*en Partner*in mögen. Auch das ist mögliches Konfliktpotential, das auch mehr hergibt, als etwaige Missverständnisse.

7. Beziehungen sind nicht statisch

Ein anderer Faktor, der speziell dann ins Spiel kommt, wenn Geschichten über einen längeren Zeitraum spielen, ist, dass Beziehungen – Beziehungen jeder Art, eben auch romantische – nicht statisch sind. Das fängt schon auf einer rein biologisch-chemischen Ebene an, wenn wir über Romantik sprechen. Dieses Kribbeln verschwindet üblicherweise nach einer Weile. Dafür wird man miteinander vertrauter, kennt die Stärken und Schwächen des anderen besser und kann – idealerweise – besser damit umgehen. Es entwickelt sich eine eigene Dynamik, wenn man es erlaubt. Und genau diese Entwicklung würde ich persönlich gern häufiger sehen.

8. Kleine Berührungen

Dies ist ein Thema, das letztens jemand auf Twitter erwähnte und dem ich nur zustimmen konnte. Die Bedeutung von kleinen Berührungen fehlt immer wieder in romantischen Geschichten, obwohl sie im realen Leben meistens dazu gehören. Gemeint sind diese kleinen Dingen. Eine kurze Berührung der Hände, eine Hand auf die Schulter legen, eine einfache kurze Umarmung – diese Dinge. Sei es im Rahmen der Unsicherheit, bevor ein Paar zusammen ist („War das gerade Absicht?“ oder „OMG, si*er hat mich gerade berührt?“), sei es im Rahmen der Vertrautheit, wenn sie ein Paar sind. Hier gilt dasselbe, wie bei den Gesten: Es müssen nicht immer die großen Sachen wie Küsse oder Sex sein – kleine Dinge können weitaus effektiver sein.

9. Intimität ist mehr als Sex

In dem Sinne sollten wir auch über Intimität sprechen. Sehr, sehr häufig wird Sex als die höchste Form der Intimität in einer Beziehung gezeigt – und sicher ist es das für manche auch. Aber eben nicht für alle und selbst für Menschen, für die Sex etwas sehr intimes ist, ist es nicht die einzige Form von Intimität.

Dahingehend sei einfach erwähnt: Es gibt Menschen, für die Sex nicht unbedingt Intimität bedeutet, weil Sex für sie eine andere Bedeutung hat. Und es gibt asexuelle Menschen, die ebenfalls romantische, intime Momente in Beziehungen haben (sofern sie alloromantisch sind) und dabei nun einmal wenig Interesse an Sex haben.

Intimität kann das Anvertrauen von Geheimnissen sein. Intimität können andere Arten von Berührungen sein. Intimität kann einfach nur ein Moment der Zweisamkeit sein. Es braucht dafür nicht zwangsweise Sex.

10. Nicht alle Beziehungen sind gleich

Zu guter Letzt: Bei allen Tipps muss man natürlich sagen, dass jede Beziehung anders ist, dass Menschen unterschiedlich sind und dass am Ende vieles Individuell ist. Nicht alle Menschen sind allo, nicht alle Menschen sind monoamour, aber ebenso fühlen sich auch nicht alle von denselben Sachen angezogen. Mir als Leser hilft es enorm, wenn ich ein Gefühl bekomme, was die einzelnen Figuren von einer Beziehung erwarten, was sie an einer*m etwaigen Partner*in mögen und so weiter. Was macht eure Charaktere als Individuen aus und was macht für sie als Individuen eine gute Beziehung aus?

Und natürlich muss nicht jeder Charakter daran Interesse haben. Wie gesagt: Es sind nicht alle Menschen allo und ich kann mich nur wiederholen. Auch Freundschaften und platonische Beziehungen können toll sein.


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