Dekolonialisierung der Phantastik: Die Geschichte des Kolonialismus [Teil 1]
Im heutigen Beitrag zum Thema „Dekolonialisierung der Phantastik“ möchte ich erst einmal über den Kolonialismus per se sprechen, den historischen Ablauf und warum Kolonialismus bis heute anhält. Dabei geht es heute weniger um die Phantastik, sondern erst einmal um den Kolonialismus an sich. Denn leider wird darüber in deutschen Schulen wenig unterrichtet.
Da das Thema sehr umfassend ist, habe ich es in drei Einträge aufgeteilt – da ein grundlegendes Verständnis wichtig für den Rest der Reihe ist.
Wer mehr über die Reihe erfahren will, findet die etwaigen Informationen im einleitenden Beitrag.
Disclaimer: Wie auch im einleitenden Beitrag gesagt, bin ich eine weiße, europäische Person, die diese Einträge schreibt. Meine Perspektive ist bezüglich dieser Dinge daher die eines Außenstehenden. Ich habe aber versucht – soweit möglich – auch Quellen mit nicht-europäischen Stimmen einzubeziehen. Es sei zudem allerdings gesagt, dass ich aufgrund der Komplexität des Themas viele Dinge nur grob umreißen kann (und zudem kein Historiker bin). Da das Thema wichtig ist, würde ich euch raten, euch auch abseits dieses Beitrages einzulesen.
CN: Sklaverei, Genozid, Krieg
Europa und der Kolonialismus
Bevor wir auf die Kolonialzeit eingehen, ist es vielleicht erst einmal wichtig, ein wenig über Europa zu sprechen und wie das Europa zu der Zeit kam, in der kolonialisiert wurde. Auch wenn es unter Historiker*innen strittig ist, warum es ausgerechnet Europa war, das angefangen hat, die halbe Welt zu kolonialisieren, geht man davon aus, dass ein paar grundlegende Einflüsse dem ganzen zuträglich waren: Angefangen damit, dass Kolonialismus nicht zuletzt dank der Römer immer eine Rolle in der europäischen Geschichte gespielt hat – auch wenn der römische Kolonialismus in vielen Aspekten sehr anders war, als die spätere Form. Was jedoch eng damit verbunden war, waren philosophische Ideen, wie die Idee eines göttlich zugewiesenen Anrechts auf bestimmte Fleckchen Erde. Dies zeigt sich auch in vielen Gründungsmythen europäischer Nationen.
Daraus ergibt sich auch eine andere Sache, mit der Europa zwar nicht allein war, die aber definitiv koloniale Philosophie geprägt hat: Die Philosophie Macht an Eigentum zu messen und Land selbst – also Land, auf dem man Sachen anbauen und abbauen kann – als Eigentum zu sehen. Wie gesagt: Diese Idee ist keine exklusiv europäische, spielte jedoch in Europa auch in intereuropäischen Konflikten immer wieder eine Rolle.
Und diese intereuropäischen Konflikte sind ein weiterer Aspekt: Genau die Mächte, die sich später am stärksten am Kolonialismus beteiligt haben, hatten auch innerhalb von Europa viele Konflikte – oft miteinander und oft über Land und Eigentum. Während es diskutabel ist, inwieweit sich dies philosophisch auf den Kolonialismus auswirkte, kamen diese Kriege mit einer Auswirkung: Die Militärtechnik und militärischen Taktiken waren in diesen Nationen sehr ausgereift, da sie eben ständig weiterentwickelt wurden im Versuch einen Vorteil gegenüber den rivalisierenden Nationen zu bekommen. Speziell wird die fortgeschrittene und schnell weiterfortschreitende Schusswaffentechnik in dem Zusammenhang genannt.
Es gibt zuletzt noch die Theorie, dass auch die Kreuzzüge und der Konflikt darum, Spanien wieder katholisch zu machen, ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Zumindest einzelne Quellen vermuten einen Zusammenhang zwischen diesen Konflikten und einer sehr harten, abwertenden Position gegenüber allem, was nicht-christlich war. Diesbezüglich herrscht jedoch keine Einigkeit.
Das Zeitalter der „Entdeckungen“
Eine Sache lässt sich jedoch sicher sagen: Die europäischen Mächte hatten einen großen Rohstoffhunger, um ihre eigene Entwicklung zu beschleunigen und das Reichtum ihrer Herrscher zu vergrößern. Außerdem hatte Europa eine Leidenschaft entdeckt: Gewürze. Denn mit Gewürzen wurde auch weniger gutes Essen auf einmal schmackhaft.
Und genau damit fing es an. Um es sehr zu vereinfachen: Europa mochte die Gewürze aus dem südasiatischen Raum, speziell Indien. Aber nachdem die Mittelmeerrouten hoch versteuert wurden haben sie eine Möglichkeit gesucht, Indien anders zu erreichen. Man hielt für lange Zeit die Route über den Atlantik für unmöglich, da man zwar grob den Erdumfang kannte, von Amerika nichts wusste und damit der angenommene Ozean halt viel zu groß war, um mit einem Schiff rübersetzen zu können, ohne dass einem Ressourcen ausgingen. Ein gewisser Columbus hat in den 1490er Jahren die Erde als viel kleiner eingeschätzt, als alle anderen und hielt es daher für möglich auf der Westroute nach Indien zu kommen. Und „entdeckte“ die Insel, die wir heute Haiti nennen, sowie Südamerika.
Entdecken deswegen in Anführungszeichen, da dies eben nur die eurozentrische Betrachtung des Ganzen ist. Es ist schwer etwas zu „entdecken“, wenn da schon jemand lebt. Denn die Taino, die auf den Inseln lebten, kannten diese Inseln definitiv vor Columbus. Und von allem, was wir wissen, haben sie Columbus freundlich empfanden. Etwas, das er jedoch nicht erwidert hat …
So oder so, wie wir alle wissen, dachte Kolumbus halt erst einmal, er wäre irgendwo an der Küste Indiens, bis ihm und anderen später der Fehler auffiel, weshalb er die Einheimischen als „Indios“ bezeichnete, was im Deutschen als „Indiana“ übersetzt wurde. Doch als klar wurde, dass es eben nicht Indien war und da eine andere große Landmasse war, die man noch nicht kannte und wo es eventuell Schätze zu entdecken gab, ging der Wettlauf los, möglichst viel von Amerika zu „entdecken“.
Amerika, indigene Völker und die Europäer
Wie gesagt: So gesehen wurde nichts Neues entdeckt, denn der amerikanische Kontinent war bereits dicht besiedelt. Es ist schwer zu sagen, wie viele Menschen genau auf dem Kontinent (oder eher den Kontinenten) lebten, bis die Europäer ankamen. Moderne Schätzungen belaufen sich auf 50 bis 112 Millionen Menschen, auch wenn es sowohl höhere, als auch niedere Schätzungen gibt. Zum Vergleich: In Europe lebten zu der Zeit etwa 61 Millionen Menschen.
Das heißt auch: Anders, als gerne dargestellt, waren die Kontinente an einigen Stellen dicht besiedelt. Es gab große, organisierte Städte, Straßen, komplexe Bewässerungssysteme und so weiter – und nein, dass nicht nur bei den mittelamerikanischen Hochkulturen, sondern auch bei Völkern von Nord- und Südamerika. Cahokia beispielsweise war eine sehr große Stadt am Mississippi, in der Zeitweise so viele oder mehr Menschen lebten, wie in London derselben Zeit.
Allerdings blieb dies nicht lange nach den ersten Kontakten so. Neben offener Gewalt der ankommenden Europäer gegen indigene Völker (in manchen Fällen provoziert, in anderen unprovoziert, aber oft zu einem Maß, dass ganze Dörfer und Städte ausgelöscht wurden), waren Krankheiten ein großer Faktor. Viele der Krankheiten, die in Europa verbreitet waren, waren von Schweinen oder Kühen ausgegangen – Tiere, die es in den Amerikas nicht gab und die entsprechend nicht gehalten wurden, weshalb die Menschen dort keine Abwehrkräfte und damit keine Immunität gegen diese Krankheiten existierten. Das hieß, dass die „Entdecker“ und die ersten Kolonialist*innen Krankheiten sowohl absichtlich, als auch unabsichtlich verbreiteten. Unabsichtlich einfach durch Kontakt, absichtlich indem sie Kleidung von Kranken wissentlich (selbst wenn sie die genauen Mechanismen nicht kannten) an indigene Menschen verteilten und Schweine auf das neue Land jagten, die zudem teilweise Felder und andere Nahrungsquellen angriffen.
Das führte zu einem großen Sterben der indigenen Bevölkerung, bei dem teilweise ganze Völker ausnahmslos ausgelöscht wurden. Ein Teil durch direkte Gewalt, ein anderer Teil durch Krankheiten oder dadurch, dass bspw. die Kolonialist*innen selbst oder das Vieh, was sie mitbrachten, die Nahrungsquellen zerstörten. Dies wieder führte dazu, dass die Kolonialist*innen, als sie sich weiter ins Land hereintrauten, auch auf weit weniger Menschen trafen, als es vor ihrer Ankunft der Fall gewesen wäre.
Verdrängung durch Siedler
Nun wurden die ersten, bleibenden Siedlungen in Nordamerika knapp hundert Jahre (1607), nachdem Columbus und Crew das erste Mal Land am Ende des Atlantik erspähten, errichtet. Manche von ihnen „Entdecker“, die hofften irgendwelche Reichtümer zu finden, andere Menschen, die aus dem ein oder anderen Grund in ihrer Heimat nicht ganz glücklich wurden. So oder so: Erste Siedlungen wurden gebaut und man bekam die ersten Probleme. Zum einen wussten die Siedler*innen nicht, was sie wo anbauen konnten, zum anderen brauchte das Anbauen Platz. Oh, und wo sie siedelten, lebte schon jemand.
Und damit kamen wir zu dem, was weitere hundert Jahre später noch einmal schlimmer werden sollte: Siedler*innen, die oftmals bessere Waffen (in Form von Feuerwaffen) hatten, als die örtliche Bevölkerung – und sich anders als diese weniger mit neuen Krankheiten infizierten. Dadurch gab es eine Übermacht und die Möglichkeit die bereits dort lebenden Menschen zu verdrängen. Und ja, in einigen Fällen hieß es, bereits bestehende Dörfer und Städte zu beziehen, da eben die indigene Bevölkerung anders, als popkulturell heute dargestellt, nicht prinzipiell in Zelten lebte.
Wenn wir bei Jamestown sind, so gehört auch die Geschichte einer gewissen Matoaka, die ihr vielleicht unter dem Spitznamen kennt, den ihr Vater ihr gegeben hat, dazu: Pocahontas. Denn da wo Jamestown errichtet wurde, lebten die Tsenacommacah-Stämme, ein Verbund mehrerer Stämme, die sich zusammengetan hatten. Matoaka war die Tochter des aktuellen Anführers, sehr neugierig und lernwillig. So ging sie häufiger nach Jamestown und lernte Englisch – bis die Menschen von Jamestown sie im Rahmen eines Konfliktes als Geisel nahmen, um mit den Tsenacommacah um mehr Land zu „verhandeln“. In den folgenden Jahren wurden die Tsenacommacah weiter und weiter verdrängt.
Ähnlich ging es auch anderen Gruppen, die bisher an der Küste gesiedelt hatten, wo die ersten Kolonien entstanden. Viele wurden weiter ins Landesinnere, weg von ihrer Heimat und ihren Feldern verdrängt.
Manifest Destiny und der Pfad der Tränen
Amerikanische Geschichte passierte, Amerika wurde gegründet und irgendwann war die Erkenntnis, dass hinter den westlichen Grenzen noch mehr Land war. Das ganze wurde dann unter der „Manifest Destiny“ Ideologie verbreitet, die effektiv so viel sagte, wie: „Hey. Wir haben dieses Land ja schon entdeckt. Das muss göttliche Fügung sein. Gott will ganz bestimmt, dass wir hier leben und dieses Land einnehmen. Also los!“
So wurde Anfang des 18. Jahrhunderts nach Westen aufgebrochen, wo noch immer diverse indigene Gruppen bisher noch relativ unbehelligt lebten (abgesehen von Krankheiten und Tieren, die auch diese Gruppen bereits dezimiert hatten). Unter der Ideologie von „Manifest Destiny“ konnte dies jedoch nicht sein – immerhin war es göttliche Fügung, dass weiße Menschen dieses Land besiedeln sollten. Also hat man kurzerhand Beschlossen, dass diese indigenen Völker in bestimmte Gebiete umsiedeln sollten, sogenannte Reservationen. Sie wurden mit Gewalt von ihrem Land vertrieben. Auf dem Weg starben viele, wie auch in den Reservationen, da diese oft in schlecht bebaubarem Land, teilweise mit unzureichender Wasserversorgung waren. Diese Zwanghafte Umsiedlung wird auch als „Pfad der Tränen“ bezeichnet.
An dieser Stelle wäre es noch möglich, diese Thematiken in weiteren Details auszuführen, wie beispielsweise die Gewalt im Rahmen des Baus der Eisenbahn oder die beinahe Ausrottung der nordamerikanischen Bisons, doch umfasste der europäische Kolonialismus mehr als Nordamerika. Da sind noch andere Kontinente, denen wir uns widmen müssen.
Süd- & Mittelamerika und der Kolonialismus
Diese Geschichte ist natürlich sehr auf die USA und allgemein Nordamerika beschränkt, wie so oft, wenn wir über indigene Gruppen oder Sklaverei in den Amerikas sprechen. Ein wichtiger Faktor hierbei wird der internationale Einfluss der USA sein und die damit weiter verbreitete Bekanntheit ihrer Geschichte – die Tatsache, dass viele unserer konsumierten Medien aus den USA kommen und teilweise diese Geschichten beinhalten, spielt ebenfalls eine Rolle.
Aber natürlich wurde nicht nur Nordamerika kolonialisiert, sondern auch Mittel- und Südamerika und auch dort lebten indigene Völker. Das größte – die Inka – sollte den meisten auch bekannt sein. Während sich in Nordamerika diverse unterschiedliche Kolonialmächte niederließen, war Südamerika eher eine spanische und portugiesische Angelegenheit. Ja, andere Mächte versuchten sich niederzulassen, doch die beiden Nationen hatten einen so gewaltigen Vorsprung, dass sie andere Mächte verdrängten.
Bezüglich indigener Völker und Nationen lief vieles jedoch ähnlich ab, wie in Nordamerika. Der größte Unterschied war, dass einige der indigenen Völker durch ihre geographischen Niederlassungen besser geschützt waren und erst später Kontakt mit den Kolonialmächten hatten, da sie bspw. zu tief im Amazonas oder zu hoch auf den Anden lebten. Doch wer in zugänglichen Lagen lebte, musste mit derselben Vertreibung, Versklavung oder Auslöschung rechnen, wie es in Nordamerika der Fall war.
Wie allerdings auch in Nordamerika der Fall, gab es auch in Südamerika Konflikte der Kolonien, sich von den europäischen Mächten loszusagen und eigene Staaten zu gründen. Konflikte, die in Bezug auf den Kolonialismus jedoch noch einmal anders abliefen. Dazu kommen wir allerdings erst im dritten historischen Beitrag, in dem ich über die Dekolonialisierung spreche und wie diese (nicht) passierte.
Europa, Afrika und die Sklaverei
Es ist eigentlich albern von dem „einen Afrika“ zu sprechen, wenn man die massive Landmasse bedenkt (knapp drei Mal die Fläche von Europa) und die Diversität der Kulturen bedenkt. Das ist nicht zuletzt auch daran bemerkbar, dass Teile Nord- und Ostafrikas bereits in der Antike eine Rolle in der europäischen Geschichte spielten. (Erinnerung: Ägypten liegt in Afrika. Auch Phönizien lag in Afrika.) Doch alles, ab der Sahara und südlich von dieser Gelegene war lange Zeit kaum erreichbar und eher aus Legenden bekannt – selbst wenn man wusste, dass es jenseits von Afrika Länder gab, da einzelne Reisen über die Sahara aus beiden Richtungen stattfanden.
Es war jedoch ebenfalls am Ende des 15. Jahrhunderts, dass erst vor der Küste Nordafrikas die Kanaren durch das portugiesische Königreich Castille besiedelt wurde, ehe von dort aus an der Küste entlang Afrika weiter erforscht wurde. So war die Sahara nicht länger im Weg. Im Rahmen dieser „Erkundungen“ wurden erste Enklaven vor und an der Küste Westafrikas gegründet und von diesen aus mehrfach Raubzüge ins Landesinnere durchgeführt, bei denen auch Gefangene genommen und versklavt wurden.
Nicht viel später schlossen erste Europäer (erst einmal Portugiesen, später auch Briten) Handelsverträge mit einigen west- und zentralafrikanischen Nationen. Historisch gesehen ist es ein wenig kritisch zu betrachten, ob diese Nationen aufgrund des technologischen Unterschiedes gerade in Sachen Waffentechnologie wirklich eine Wahl hatten. Doch über diese Handelsverträge kamen die europäischen Nationen an Rohstoffe aus Afrika leichter heran – und zu diesen „Rohstoffen“ gehörten auch Sklav*innen.
Dies kam den Europäischen Nationen entgegen – denn es war zu der Zeit, dass die britische Krone hier Einfluss gewann, dass sie in Amerika auch die ersten Kolonien gründeten und dort anfingen Ackerbau zu betreiben. Vor allem Zuckerrohr und Tabak wurden in kurzer Zeit sehr beliebt und Massenproduktion wurde angefangen, was teuer geworden wäre, hätte man so nicht billige Arbeitskräfte bekommen. So entstand bald das Handelsdreieck zwischen Europa, Westafrika und den amerikanischen Kolonien. Das hieß meist: Schiffe fuhren von Europa nach Westafrika mit fertigen Produkten (Handwerk, Waffen) und Baumaterialien beladen, nahmen von dort Sklav*innen und Materialien nach Amerika und nahmen von dort Tabak, Zucker, Felle und später vor allem Baumwolle nach Europa. Zwischen 1526 und 1866 wurden über 12 Millionen Sklav*innen so von Afrika nach Amerika gebracht.
Die Kolonialisierung Afrikas
Abgesehen von einigen an der Küste liegenden Enklaven wurde Afrika jedoch lange Zeit nicht kolonialisiert. Man wusste, dass es da war. Man hat (auf oftmals ungleicher Basis) Handel betrieben und einzelne Leute lebten da – was nicht hieß, dass es dahingehend friedlich war. Wie gesagt: Es gab Raubzüge ins Landesinnere und Sklav*innen wurden auch auf afrikanischem Boden und auf afrikanischen Plantagen gehalten. Natürlich gab es einzelne größere Kolonien (sowohl an der Nordküste, als auch speziell Kongo und Südafrika), doch diese waren eher die Ausnahme.
Grund dafür war allerdings nicht irgendein Respekt vor den dort lebenden Menschen, sondern vornehmlich eine Mischung aus Terrain, Klima und Krankheiten. Denn während die Europäer Krankheiten nach Amerika gebracht hatten, gab es in Afrika Krankheiten, gegen die Europäer nicht immun waren – und noch dazu die von Mosquitos übertragenen Keime (wie Malaria, die Schlafkrankheit und mehr). Da in den Augen der europäischen Reiche damit lange die Kosten den möglichen Nutzen überstiegen, sah man Jahrhunderte lang davon ab, Afrika weiter zu kolonialisieren.
Dann allerdings kamen die intereuropäischen Kriege und die damit einhergehenden Kosten. Dazu wurde mehr und mehr industrialisiert, was neue Materialien, wie Gummi und Öl, wertvoller machte. Und so schaute man auf einmal auf die massive Landmasse, die Afrika war, um auch es zu kolonialisieren. Es kam zu einem Wettlauf um Afrika, an dem sich hier nun auch Deutschland massiv beteiligte.
Aufgrund der technologischen Übermacht (die europäischen Mächte hatten zu dem Zeitpunkt Machinengewehre) geschah dies relativ schnell. Während noch um 1880 herum wenig mehr als 10% von Afrika durch Europa kolonialisiert waren, stand 1913 bereits beinahe ganz Afrika unter der Herrschaft weniger europäischer Mächte. Dabei wurden auch zu diesem Zeitpunkt gefangene genommen, ganze Gruppen ausgelöscht und aus ihren Heimaten verdrängt. Bestehende Herrscher wurden von ihrem Thron genommen, den neu gegründeten Ländern die kolonialen Sprachen aufgezwungen und menschliche Arbeitskraft vor Ort missbraucht, um eben besagte Rohstoffe zu beschaffen.
Quellen & weiterführende Links
- Larson, Sidner: Fear and Contempt: A European Concept of Property (1997)
- Hoffman, Philipp T.: Why Was It Europeans Who Conquered the World? (2012)
- Andrew J. Ghio: Particle exposure and the historical loss of Native American lives to infections (2017)
- James W. Loewen: Lies my teachers told me (1995)
- https://www.washingtonpost.com/news/answer-sheet/wp/2013/10/14/christopher-columbus-3-things-you-think-he-did-that-he-didnt/
- https://uwpress.wisc.edu/books/0289.htm
- https://www.britannica.com/topic/history-of-Europe/Demographics
- https://www.britannica.com/event/Manifest-Destiny
- https://www.britannica.com/topic/transatlantic-slave-trade
- https://www.washingtonpost.com/news/answer-sheet/wp/2013/10/14/christopher-columbus-3-things-you-think-he-did-that-he-didnt/
- https://uwpress.wisc.edu/books/0289.htm
- https://www.livescience.com/22737-cahokia.html
- https://newsmaven.io/indiancountrytoday/archive/martin-van-buren-the-force-behind-the-trail-of-tears-9hEO4IQiVkmIAFUtjbwhmQ
- https://newsmaven.io/indiancountrytoday/archive/the-true-story-of-pocahontas-historical-myths-versus-sad-reality-WRzmVMu47E6Guz0LudQ3QQ
Das Beitragsbild stammt von Unsplash