Kurzgeschichte: Die Hyänenprinzessin
Es ist Karfreitag, das heißt, ihr dürft in Deutschland nicht tanzen. Aber es ist auch der 15. April und das heißt, wir haben eigentlich einen Grund zu feiern. Und zwar, dass Judith Vogt heute Geburtstag hat. Als jemand, der mir sehr am Herzen liegt und der sehr viel für die Phantastikszene macht, bekommt sie natürlich auch eine Geburtstagsgeschichte von mir. Gewünscht war: Diverses Solarpunk Slice of Life. Deswegen gibt es eine Geschichte über queere Figuren und Hyänen in einem Solarpunk-Setting!
Tags: Solarpunk, etablierte Beziehung, Hyänen, Savanne, Kenya
CNs: Verletztes Tier, Erwähnung von Tierangriffen auf Menschen
Die Hyänenprinzessin
Als Lalita das Wasserwerk verließ, war die Luft dicht und schwül. Es war am frühen Nachmittag ein Sturm über die Landschaft gezogen und obwohl der Regen mittlerweile abgeklungen war, lag die Feuchtigkeit noch immer in der Luft. Kaum, dass sie aus dem teils unterirdisch gelegenen Gebäude herausgekommen war, stand ihr bereits der Schweiß auf der Stirn.
Genau deswegen mochte sie die Regenzeit nicht. So wichtig diese Zeit für die Natur war, ihr war die Trockenzeit deutlich lieber – nicht, dass sie hier, am Übergang zwischen Regenwald und Savanne eine wirklich trockene Trockenzeit erwarten durften.
Nun gut. Sie würde einkaufen und dann nach Hause fahren. Geche würde wahrscheinlich in zwei bis drei Stunden heimkommen. Dann konnten sie kochen und sich einen gemütlichen Abend machen.
Diesen Gedanken fest im Kopf, wollte sie zu ihrem Roller hinüberlaufen, als ihr Blick auf den Schatten des Wasserwerks fiel. Etwas bewegte sich dort. Etwas Kleines mit runden Ohren.
Für einen Moment zögerte Lalita. Hier in der Gegend konnte ein vermeintlich kleines Tier alles Mögliche sein. Umso mehr, da das Gras um diese Jahreszeit saftig und hochgewachsen war. Vielleicht war es eine Löwin. Aber nein, dafür war das Tier zu dunkel. Ein Wildhund vielleicht? Es konnte aber auch ein domestizierter Hund sein, der sich verlaufen hatte.
Letzten Endes war Lalita zu tierlieb und zu neugierig, um der Versuchung zu widerstehen. Sie machte einen Schritt in das Gras jenseits der Straße, dann einen weiteren.
Das Tier, was auch immer es war, zuckte zusammen und kauerte sich gen Boden.
Vielleicht sollte sie es in Ruhe lassen. Dann wiederum konnte es verletzt sein. Sie wollte ja nur sehen, was es war. Wenigstens knurrte es nicht.
Also machte sie drei weitere Schritte, sah nun auch etwas auf dem Kopf des Tieres glitzern. Blut. Es war also verletzt.
Diese Erkenntnis ließ sie wider besseren Wissens ihre Schritte beschleunigen und rasch war sie nah genug, um das Tier einordnen zu können: Es war ein Hyänenjunges. Wie alt, konnte sie nicht genau sagen, immerhin war sie keine Zoologin, doch das Fell war noch schwarz und hatte nicht die typischen Flecken ausgebildet. Tatsächlich aber war das Tier verletzt. Ihm fehlte ein Teil des rechten Ohrs und auch an seinem Nacken waren mehrere blutige Wunden zu sehen.
„Ach je, du Armes“, flüsterte Lalita in ihrer Muttersprache und bückte sich, um die Hyäne nicht weiter zu verunsichern. Wie sie es mit einem Hund getan hätte, streckte sie die Hand aus, ging so auf das Tier zu, das sich nur tiefer ins Gras kauerte. „Was ist denn mit dir passiert?“ Lalita sprach weiter, in der Hoffnung, dass ihre Stimme das Junge beruhigte. „Wo ist deine Mama?“
Rasch überlegte sie, was sie über Hyänen wusste. Normalerweise lebten die Tiere in Klans und wurden von Weibchen angeführt. Lalita meinte sich zu erinnern, dass sie starke Hierarchien hatten und auf niedrigstehenden Tieren oft herumgehackt wurde. War das Jungtier deshalb so verletzt?
Nun hatte sie das Tier erreicht. Einen Moment ließ ein gewisser Selbsterhaltungstrieb sie doch zögern. Aber das Tier war so klein und jung. Es würde ihr nichts tun, oder?
Tatsächlich zitterte die kleine Hyäne, wandte den Blick aber von ihr ab und legte den Kopf auf ihre Vorderpfoten. Auch an diesen waren Kratzer zu sehen.
Vorsichtig fuhr Lalita durch das Fell des Tieres. „Was mache ich jetzt mit dir?“ Dass das Tier nicht antworten konnte, war ihr dabei klar. Dabei kannte sie die Antwort. Geche.
Sie drückte mit einem Finger auf den kleinen Knopf in ihrem Ohr, aktivierte damit das AR-Sichtfeld ihrer Kontaktlinsen. Dann wählte sie mit einer Handbewegung die Telefonfunktion aus. Zum Glück war Geches Nummer die erste in ihrer Liste.
Angespannt wartete sie, während das Gerät in ihrem Ohr wählte. Ein Freizeichen erklang – und wiederholte sich. Während Lalita unruhig mit dem Finger gegen ihr Knie klopfte, dauerte es eine ganze Weile, bis ein Knacken ihr verriet, dass ihre Freundin abhob. „Babe?“
„Du, ich habe hier ein kleines Problem.“ Lalita fiel am besten direkt mit der Tür ins Haus.
„Was für ein Problem?“ Geches englischer Dialekt war ein ganz anderer, als der Lalitas.
„Ich habe ein verletztes Hyänenjunges gefunden. Direkt beim Wasserwerk. Ich glaub, es hat Schutz im Schatten gesucht.“
„Ein Hyänenjunges?“
„Ja. Ich habe keine Ahnung, wie alt es ist. Aber es ist noch komplett schwarz.“ Und irgendwie auch ein wenig niedlich, so schlimm zugerichtet es auch aussah.
Geche seufzte. Sie sagte etwas in ihrer Muttersprache, offenbar zu einem ihrer Kollegen. Es folgte ein kurzes Gespräch, ehe Geche sagte: „Siehst du irgendwo in der Nähe andere Hyänen?“
Automatisch schaute Lalita in Richtung der Savanne, die sich hinter dem Wasserwerk ausbreitete. „Nein“, stellte sie fest. Um genau zu sein sah sie gar keine Tiere.
Für einen Moment zögerte Geche. Noch einmal sprach sie mit einem Kollegen. „Soll jemand das Tier abholen?“
Lalita schaute das Tier an. Es konnte nicht zu schwer sein, oder? „Ich kann es zu euch bringen“, sagte sie. „Das sollte gehen.“ Solange das Jungtier nicht aus ihrem Anhänger sprang.
Die Hyäne sprang nicht aus dem Anhänger des Motorrads. Stattdessen kauerte sich das junge Tier in eine Ecke und beobachtete Lalita misstrauisch.
So kamen sie an der Tierklinik am anderen Ende der kleinen Stadt an. Naserians Klinik war alles. Sie behandelten hier alles, Haustiere, Farmtiere und auch das ein oder andere Wildtier, das in der Nähe gefunden wurde.
Geche wartete bereits draußen auf Lalita.
Sie war genau das Gegenteil von dem, was ihr Name verriet. Auch wenn Lalita wenig über (Sprache) wusste, hatte sie gelernt, dass „Geche“ klein bedeutete. Doch ihre Geche war alles andere als klein und türmte mit ihren fast 1,90 über die meisten Menschen.
„Babe!“, begrüßte sie Lalita und kam auf sie zu. „Hat dich das Tier gebissen?“
„Nein, nein. Alles in Ordnung.“ Lalita schwang sich von ihrem Gefährt. „Das Kleine ist soweit vor allen verängstigt. Ich mein, schau es dir an.“
Noch immer kauerte die kleine Hyäne in einer Ecke des Anhängers und betrachtete auch Geche nun aus verängstigten Augen. Diese trat näher und streckte eine Hand nach dem Tier aus. Obwohl es sich noch enger in die Ecke schob, ließ es zu, dass Geche ihm durch das zottelige Fell strich. „Das Kleine ist etwa zehn Wochen alt, würde ich sagen“, stellte Geche fest. „Es sollte definitiv bei seiner Mutter sein.“
„Ja, so etwas habe ich mir gedacht. Aber da war wirklich keine Mutter da.“
„Ich glaub dir ja, Babe“, sagte Geche. Geübt schob sie die Arme unter das Tier und hob es an. „Komm du mal.“ Sie sah sich zu Lalita um. „Du auch.“
Lalita fragte nicht. Sie folgte ihrer Freundin bloß in die Klinik hinein.
Drinnen erwartete sie der übliche Geruch. Eine wilde Mischung aus verschiedenen Tiergerüchen und Desinfektionsmittel. Der junge Mann hinter der Rezeption, den Lalita als Ghatii erkannte, begrüßte sie und wechselte ein paar Worte mit Geche in Bantu. Dann nickte er in Richtung einer Tür.
„Komm mit.“ Damit brachte Geche die Hyäne in das anliegende Behandlungszimmer, wo sie das junge Tier auf der Liege ablegte. „Kannst du das Kleine einmal festhalten?“, fragte sie.
Unsicher tat Lalita, wie ihr geheißen, legte die Arme vorsichtig um das verletzte Tier. Dieses zitterte noch immer – oder wieder – und beobachtete vor allem Geche voller Misstrauen. Es war von der Situation wirklich nicht begeistert.
Geche aber bereitete mit einigen geübten Handgriffen eine Spritze vor und gab es dem Tier in einen Rückenmuskel. „Das ist ein Beruhigungsmittel“, erklärte sie Lalita. „Damit es sich gleich untersuchen lässt.“ Dann sah sie ihre Freundin an. „Wie hast du das Tier überhaupt gefunden?“
Mit ein paar wenigen Worten erzählte Lalita.
„Und du bist einfach auf das Tier zugegangen, während niemand in der Nähe war? Babe, wir müssen wirklich über deinen Selbsterhaltungstrieb sprechen.“
„Ich dachte halt, es sei ein verletzter Hund.“
„Du weißt hier, dass die Chancen dahingehend sehr ausgeglichen sind, ob es ein Hund oder ein Löwe ist.“ Geche beobachtete die Hyäne. „Und auch das Kleine hier hätte dir den halben Arm abbeißen können.“
„Na ja, aber es ist ja eigentlich ganz lieb.“
„Zu deinem Glück.“
Da ging die hintere Tür des Zimmers auf und eine weitere Schwarze Frau kam herein. Lalita erkannte sie als Naserian: Nicht ganz so groß wie Geche, dünn und glatzköpfig. „Geche sagte, du hast eine Hyäne gefunden?“
Lalita nickte. Sie musste kaum sagen, dass das Tier vor ihr lag, denn der Blick der Veterinärin hatte es bereits gefunden.
„Ich habe dem Kleinen schon ein Beruhigungsmittel gegeben.“
Dieses wirkte bereits. Lalita bemerkte, wie sich das Tier entspannte.
„Dann schauen wir mal“, meinte Naserian. Sie drehte den Kopf der Hyäne, um einen Blick auf das verletzte Ohr zu bekommen. Sie sprach nicht, während sie sich die Wunden ansah, drehte die nun fast schlaffe Hyäne dann aber zur Seite, um sich die Wunden an den Beinen besser anschauen zu können. „Das sieht aus, als wäre sie von anderen Hyänen angegriffen worden. Von erwachsenen Tieren“, sagte sie schließlich.
„Und warum sollten die das tun?“
„Vielleicht gab es einen Kampf zwischen verschiedenen Rudeln“, erklärte Geche. „Dabei werden manchmal auch Jungtiere angegriffen. Oder ein rivalisierendes Weibchen zur Mutter wollte es totbeißen.“
Mitleidig betrachtete Lalita das junge Tier. „Armes Kleines.“
Nun betrachtete Naserian den Bauch und die Hinterbeine des Tiers. „Es ist ein Weibchen übrigens.“
Lalita folgte dem Blick der Ärztin. „Aber ist das nicht ein Penis?“, fragte sie, als sie die Wölbung zwischen den Hinterläufen des Tiers sah.
Naserian konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Nein. Hyänen sind ein wenig ungewöhnlich. Die weiblichen Geschlechtsteile sehen … nun, so aus.“
Lalita hob eine Augenbraue, nickte jedoch. Sie musste immer wieder feststellen, wie wenig sie über Tiere wusste.
Nun machte die Ärztin einige Handbewegungen, offenbar um etwas im AR einzustellen. Dann wandte sie sich ihr zu. „Nun, wir werden die Kleine erst einmal hierbehalten und ich kümmere mich nachher um die Wundversorgung. Danke, dass du sie hergebracht hast.“
Den Unterton verstand Lalita durchaus: „Danke, dass du es gemacht hast. Jetzt kannst du gehen.“ Nun, die Veterinärin war wahrscheinlich heute noch viel beschäftigt. Immerhin waren sie hier für wirklich viel zuständig. Was wusste Lalita schon, wie viele Hunde noch darauf warteten, behandelt zu werden?
„Ich bring dich raus“, meinte Geche und ging um den Tisch herum, um eine Hand auf Lalitas Schulter zu legen.
Lalita nickte. „Okay. Danke, Naserian.“
Gemeinsam verließen sie das Behandlungszimmer und dann die halbwegs kühle Klinik. Erst, als sie draußen waren, wandte sich Geche ihr noch einmal zu: „Kannst du mir einen Gefallen tun und das nächste Mal bitte nicht direkt schauen, was ist, wenn du ein Tier findest? Tiere hier können gefährlich sein.“
„Können sie in Indien auch“, warf Lalita ein. Sie war schließlich in einer Gegend aufgewachsen, wo man immer wieder Tiger treffen konnte.
Geche seufzte. „Ja, schon. Ich mein nur. Auch wenn die Kleine niedlich ist: So ein verletztes Tier kann immer beißen. Und auch junge Hyänen haben schon ordentliche Bissstärke.“
Das verstand Lalita. Sie senkte den Blick. „Ich kann versuche in Zukunft meine Neugierde unter Kontrolle zu halten.“
„Das würde mir einige Sorgen ersparen.“ Geche schenkte ihr ein Lächeln und küsste sie dann auf die Stirn. „Ich sehe dich nachher zuhause.“
„Soll ich schon einmal kochen?“, fragte Lalita.
„Gern.“ Damit löste sich Geche von ihr. „Ich sollte wieder rein. Wir haben heute einen vollen Tag.“
Lalita nickte verständnisvoll und ging zu ihrem Motorrad hinüber. „Ich verstehe. Bis später, Sweets.“
Es war eine Tatsache, dass Lalita und Geche ungleich viel arbeiteten. Das Wasserwerk machte einen großen Teil seiner Arbeit allein, so dass Lalita und ihre vier Kolleg*innen wenig Probleme hatten, die Arbeit unter sich aufzuteilen. Da allerdings Naserians Tierklinik die einzige in Gatunga war und damit für so viele Tiere zuständig, war Geche oft lang auf ihrer Arbeit. Denn auch wenn sich hier, wie in großen Teilen Afrikas schon lange Gemeindearbeit durchgesetzt hatte, so brauchte es sowohl Wissen, als auch Talent für den Umgang mit so vielen verschiedenen Tieren. Arbeit war immer da und jemand musste sie machen, wenn so wenig Tiere wie möglich unnötig leiden sollten.
So kam es auch immer wieder vor, dass Lalita es war, die am Abend allein in der sonnenbetriebenen Küche des breit gefächerten, wenngleich kleinen Lehmhauses stand und Essen zubereitete. Für diesen Abend hatte sie sich für Samosa entschieden. Ihr war der Mut nach ihrer heimatlichen Küche. Dazu würde sie Reis aufsetzen.
Nebenbei hatte sie den Fernseher angeschaltet und sich eine Dokumentation über Hyänen herausgesucht. Jetzt war sie doch neugierig, was es mit den Tieren auf sich hatte.
Mit geübten Handgriffen füllte sie die Teigtaschen, beobachtete dabei beständig den Bildschirm.
Was sie sah, machte ihr Sorgen. Hyänen waren sehr auf ihren Klan angewiesen, das galt umso mehr für Weibchen, die über den Männchen in der Hierarchie standen. Sie waren besonders schwer auszuwildern, wurden sie einmal per Hand versorgt – gerade im jungen Alter – da sie dann nicht zu ihrem Klan zurückfanden. Während es üblich war, dass Männchen irgendwann einen neuen Klan fanden, blieben Weibchen eigentlich für ihr ganzen Leben beim Klan ihrer Mutter. Es war schwer für sie, sich in eine andere Gruppe einzugliedern.
Ob die arme Kleine in der Klinik dann je wieder ausgewildert werden konnte?
Schon halb sah sich Lalita mit einer Haushyäne, doch zweifelte sie daran, dass so ein Tier als Haustier glücklich werden würde. Ihre einzige Hoffnung, so schien es, war, den ursprünglichen Klan zu finden, von dem sie kam.
Gerade, als Lalita die ersten Samosa in den Fritiertopf gegeben hatte, öffnete sich die Tür hinter ihr.
„Hey, Babe.“ Geche trat zu ihr und legte von hinten die Arme um sie.
Lalita lächelte und drehte den Kopf zu ihrer Freundin, die ihr prompt einen Kuss auf die Wange drückte.
„Was schaust du da?“
„Eine Doku über Hyänen.“
„Ah, bist du neugierig geworden?“
„Ein wenig schon, ja.“
„Nun, der kleinen Yusra geht es soweit ganz gut. Die Wunden sind versorgt und sie hat die Narkose gut weggesteckt.“
„Yusra?“
„Ja, den Namen hat Ghatii ihr gegeben. Es heißt ‚mit Glück gesegnet‘.“
Nun kam ein Seufzen über Lalitas Lippen. „Hoffen wir, dass sich das bewahrheitet.“
„Machst du dir Sorgen um die Kleine?“
„Ein wenig schon. Ich habe gehört, es ist schwer Hyänen wieder auszuwildern.“
„Mal sehen.“ Noch immer hatte Geche die Arme um sie geschlungen. „Wir werden versuchen, ihren Klan zu finden. Wir haben es nämlich mit einer kleinen Prinzessin zu tun.“
„Einer Prinzessin?“
„Ja. Sie muss die Tochter einer Alpha sein. Sie hat sehr hohe Androgenlevel in ihrem Blut.“
Davon hatte Lalita in der Doku gehört. Weibliche Alphatiere hatten sehr hohe Androgenlevel, weswegen sie auch größer waren, als die Männchen. Und das wurde, wie der Alphastatus selbst, matrilinear vererbt. Nur bedeutete das auch eins: „Sie muss wirklich wieder in ihren Klan zurück.“
„Ja, das wäre das Beste.“ Geche schob Lalitas Haare zur Seite, um sie im Nacken zu küssen. „Aber wie gesagt, wir haben vielleicht schon eine Idee.“
Lalita fischte die mittlerweile oben schwimmenden Samosa aus dem Öl. „Dann hoffen wir mal.“
Lalita beobachtete Yusra, die in der Ecke des Hundezwingers saß. Der Blick des Tieres war misstrauisch. Auch nach drei Tagen in Gefangenschaft hatte sich daran nichts geändert. Wahrscheinlich war es auch nicht besser dadurch geworden, dass man ihr den Schädel kahlrasiert hatte, um die Bisse zu nähen.
„Ach, du armes kleines Ding“, flüsterte Lalita und verzog das Gesicht. Sie wusste nicht, ob sie Mitleid mit dem Tier haben oder ob dessen Frisur amüsiert sein sollte.
Wenigstens sagte Geche, dass die Wunden gut heilten und sich zu aller Überraschung nicht entzündet hatten.
Eigentlich hatte Lalita gehofft, einmal dabei sein zu können, wenn Yusra gefüttert wurde. Immerhin war die Kleine noch immer auf Zufütterung mit Flasche angewiesen. Doch irgendwie hatte sie das perfekte Timing raus, die Fütterung zu verpassen. Also wartete sie heute, bis in einer halben Stunde die Kleine das nächste Mal gefüttert werden würde.
Deswegen hatte sie es sich vor dem Zwinger bequem gemacht und hatte bereits ein paar Fotos von dem Tier aufgenommen.
„Bist du dir sicher, dass du hier auf dem Boden sitzen willst?“, fragte Geche, als sie das nächste Mal vorbeikam, um einen offenbar noch narkotisierten Hund in einen anliegenden Zwinger zu bringen.
„Ja, ist doch bequem hier.“
Geche hob zweifelnd eine Augenbraue. „Wie du meinst, Babe.“ Sie ging weiter.
Bisher hatte Lalita noch nichts davon gehört, was jetzt mit Yusras Klan war. Hoffentlich konnten sie ihn finden, denn Lalita wollte nicht, dass die Kleine eine klanslose Hyäne würde.
Endlich kam wieder jemand in den hinteren Raum der Klinik, wo sich Käfige und Zwinger befanden. Dieses Mal war es Ghatii und er hatte eine Flasche dabei, wie man sie auch für Babys nutzte. Er lächelte, als er Lalita sah. „Du wartest schon die ganze Zeit?“
„Ja, ich will einmal dabei sein.“
„Willst du die kleine Prinzessin vielleicht einmal füttern?“
Bei diesem Angebot machte Lalitas Herz einen Hüpfer. „Sehr gern.“
Ghatii reichte ihr die Flasche und öffnete dann mit den nun freien Händen den Zwinger.
Nun hatte Yusra auch die Flasche bemerkt. Diese schien ihr zu gefallen, denn ihr Blick war weniger misstrauisch. Stattdessen zeigten ihre Ohren auf einmal aufmerksam nach vorne.
„Da scheint jemand hungrig zu sein.“ Ghatii grinste.
Ein wenig unsicher war Lalita schon, als sie den Zwinger betrat. Die Warnung Geches über die Bissstärke der Hyänen war noch deutlich in ihrem Kopf. Doch Yusra war komplett auf die Flasche in ihrer Hand fixiert. Als Lalita sich im Käfig hinkniete, kam die Hyäne bereits auf sie zu und streckte den Kopf nach der Flasche aus.
Lalita senkte die Flasche und sofort hängte sich Yusra an den Aufsatz, um gierig die Milch aus der Flasche zu saugen. Die Ohren legte sie dabei an, wie Lalita es schon von den Hundewelpen kannte, die sie vor einem halben Jahr mit Geche aufgepäppelt hatte.
Ghatii lachte über ihre Überraschung. „Die Flasche nimmt sie sehr gut.“
„Ja, ich merke das wohl.“ Am liebsten hätte sie eine Hand in das wahrscheinlich recht borstige Fell der kleinen Hyäne gelegt, doch sie hielt sich davon ab. Schließlich wollte sie die Kleine nicht an Menschen gewöhnen. Das würde es nur noch schwerer machen, sie wieder auszuwildern.
Innerhalb weniger Minuten hatte Yusra die Flasche geleert – nicht ohne dabei einige Tropfen der fettigen Flüssigkeit über Lalitas dunklen Rock zu verteilen.
„Ordentlich isst sie aber nicht“, meinte sie zu Ghatii. Dieser lachte nur wieder. „Das hat auch keiner behauptet. Du solltest mal dabei sein, wenn Elefanten Flasche bekommen. Die verteilen die Hälfte auf dem Boden.“
„Hast du schon mit Elefanten gearbeitet?“ Lalita wusste sehr wenig über den Mann.
„Ja. Ich habe meine Ausbildung beim Tsavo Trust gemacht.“
Lalita horchte auf. Tsavo Trust? Wenn sie nicht irrte, war das eine Auffangstation für verwaiste Wildtiere. „Hattet ihr da auch Hyänen?“
„Tatsächlich ja. Aber nur sehr wenige. Weit mehr Elefanten, Giraffen und so etwas. Die meisten Hyänen, die wir hatten, waren Männchen, die von ihrem Klan nicht akzeptiert wurden.“
„Verstehe.“ Lalita erhob sich, wobei die kleine Hyäne an ihr hochsprang, offenbar in der Hoffnung weitere Milch irgendwie zu ergattern. „Hast du eine Ahnung, was mit ihr passiert sein kann?“
„Nein. Aber heute Abend kommt noch jemand von der nächsten Station. Eventuell kann er die Frage aufklären.“
„Wann heute Abend?“ Lalita schaute auf die Uhrzeit im Blickwinkel. Es war fast schon sechs.
„Wahrscheinlich gegen sieben. Er wollte sowieso hierherkommen, um ein paar Sachen in der Stadt zu kaufen.“
Lalita überlegte. „Dann warte ich noch.“ Denn sie wollte wirklich wissen, was nun mit der kleinen Yusra passieren würde.
Geche hatte Essen aus der nächsten Gemeinschaftsküche geholt. Mit etwas [Gericht] auf abbaubaren Tellern, saßen sie im Aufenthaltsraum der Tierklinik und aßen.
„Und, wie war es, unsere Prinzessin zu füttern?“, fragte Geche zwischen zwei Happen des würzigen Fleisches.
„Sie ist schon irgendwie niedlich“, meinte Lalita. „Auch wenn sie meinen Rock komplett vollgekleckert hat.“
„Ja, für eine Prinzessin ist sie wenig elegant.“ Geche ließ ein tiefes, rollendes Lachen hören. „Du hättest Fotos von der Fütterung machen sollen.“
„Habe ich doch.“
„Ja, aber darauf sieht man nur Yusra, nicht dich.“
„Wie hätte ich denn Fotos von mir selbst machen sollen?“
„Du hättest Ghatii bitten können.“
Das stimmte natürlich. Es war nur nicht ihre Priorität gewesen. Also schwieg Lalita und steckte sich einen weiteren Löffel in den Mund.
Die Uhr am Rand ihres Blickfeldes verriet ihr, dass es aktuell fünf vor sieben war, also sollte der Mann vom Trust bald da sein. Sie hoffte wirklich, dass man Yusra helfen und zurück zu ihrer Familie bringen konnte.
„Aber ich finde es schön, dass du dich so um die kleine Prinzessin sorgst“, sagte Geche mit einem Lächeln.
„Sie ist ja ein wenig meine Verantwortung, oder?“
„Na ja, wenn du es so sehen willst …“
„Ja, ein bisschen schon.“
„Wenn du willst, könntest du häufiger hier vorbeischauen. Es gibt auch andere Tiere, die Fläschchen brauchen.“
„Ich weiß, ich weiß.“ Lalita zögerte. Sie wusste ja, dass sie an der Klinik wirklich Hilfe gebrauchen konnten. Und es wäre eine Chance, mehr Zeit mit Geche zu verbringen. „Ich denke drüber nach, ja?“
Bevor ihre Freundin antworten konnte, klopfte es an der Tür, die einen Moment später von Nasarian geöffnet wurde. „Joseph ist da“, sagte sie. „Du wolltest doch hören, was mit Yusra passiert, oder?“
Lalita blickte auf. „Ja.“ Damit erhob sie sich und schaute sich dann zu Geche herum. „Kommst du auch mit?“
Geche nickte. „Klar.“
Kurz darauf war Lalita doch überrascht, als sie feststellte, dass der Mann, der von der Auffangstation herübergekommen war, ein hellhäutiger Mann war. Solche hatte sie selten gesehen, seit sie nach Gatunga gekommen war. Er hatte ein größeres Tablet dabei, hatte es auf den Behandlungstisch neben Yusra gesetzt, die offenbar wieder auf Beruhigungsmittel war. Sie hatte den Kopf auf ihre Vorderpfoten gelegt und wirkte äußerst müde.
„Ah, und wer ist das?“, fragte der Mann, als die drei Frauen das Zimmer betraten.
„Das sind Lalita, die die Hyäne gefunden hat, und Geche, eine meiner Assistentinnen“, erklärte Nasarian. „Sie wollten auch wissen, was mit Yusra passiert.“
Der Mann lächelte. „Ah, das freut mich. Kommt rüber.“
Lalita schaute unsicher zu ihrer Freundin, die jedoch tatsächlich einfach zu dem Behandlungstisch hinüberging. Also tat Lalita es ihr gleich.
„Ich bin übrigens Joseph“, sagte der Mann.
Lalita nickte. „Freut mich“, murmelte sie. Dann schaute sie auf die Anzeige des Tablets. Es zeigte ein Satellitenbild der Savanne, auf dem eine Vielzahl farbiger Punkte markiert waren. „Was ist das?“
„Das sind die Hyänen, die wir aktuell verfolgen“, erklärte Joseph. „Die verschiedenen Farben zeigen die Klanzugehörigkeiten an.“
„Haben sie irgendwelche Tracker?“
„Ein Teil der Tiere, ja. Darüber können wir auch die Zugehörigkeiten erkennen.“
Zugegebenermaßen beeindruckte das Lalita schon. Sie wusste, was die Computer mittlerweile in der Wasseraufbereitung konnten, wie die Bohreinrichtungen automatisch ihre Tiefe anpassen konnten, um auf einen schwankenden Grundwasserspiegel zu reagieren und vieles mehr – aber mit dem Einsatz von Satelliten hatte sie sich nie beschäftigt. Sie fragte sich prompt, woher die Software sagen konnte, welcher Punkt eine Hyäne war und was beispielsweise ein Gnu oder ein Wildhund.
„Wissen wir denn, zu welchem Klan sie gehört?“, fragte Geche.
„Tatsächlich, ja. Wir haben die Gensequenzen aller Alphatiere. Sie gehört zu Walta und deren Klan, ist wahrscheinlich sogar ihr Kind.“ Er zeigte auf den Bildschirm. „Waltas Klan ist in orange dargestellt.“
Lalita warf einen Blick auf das Bild. Es war so schwer die Abstände abzuschätzen, zumal auf Satellitenbildern die Savanne über so endlos viele Kilometer gleich aussah. „Wie weit ist das von hier entfernt?“
„Etwa zwanzig Meilen.“
Das war eine ganz schöne Strecke. Zumal die Dokumentation Lalita gesagt hatte, dass Hyänenjungen sich nicht weit von ihrem Bau entfernten. „Wie ist sie dann hergekommen?“
„Wir können nur spekulieren“, sagte Nasarian. „Aber vielleicht gab es einen Zusammenstoß zwischen verschiedenen Rudeln und sie ist geflohen. Das würde zu ihren Wunden passen. Oder sie ist im Unwetter vor fünf Tagen von ihrem Klan getrennt worden. Das kommt auch immer mal wieder vor.“
„Wir glauben aber nicht, dass ihre Wunden aus ihrem Rudel kommen. Es ist selten, dass die Jungtiere einer Alpha angegriffen werden.“
Hoffnung keimte in Lalita auf. Sie verstand, was das bedeutete. „Das heißt, sie kann zu ihrem Rudel zurück?“
Joseph lächelte. „Ja, das heißt es wahrscheinlich.“
Nun breitete sich ein Lächeln auf Lalitas Gesicht auf. Sie sah zu dem kleinen Tier, dessen Blick auch müde auf dem Bildschirm hing. „Und wann?“
„Wir werden ihre Wunden noch für zwei, drei Tage im Auge behalten“, sagte Nasarian. „Dann kann sie zu ihrem Klan zurück.“
Wolken türmten sich in der Ferne auf. Es war auch ein noch leises Donnern zu hören.
Ein wenig mulmig war Lalita dabei schon. Sie wusste, wie heftig die Unwetter zu dieser Jahreszeit werden konnten und würde es bevorzugen irgendwo in einem Haus oder einer Hütte zu sein, ehe der Sturm sie erreichte. Dennoch wollte sie sich das hier nicht nehmen lassen.
Sie saß auf der Rückbank eines Jeeps. In einer Tragebox neben ihr war Yusra, die von der Fahrt so gar nicht begeistert war.
Geche und Joseph saßen vorne im elektrisch betriebenen Wagen, der fast lautlos über die holprige Straße fuhr.
Dank eines Uplinks konnte sie ihre Position auf dem Satellitenbild sehen – sie kamen dem Klan gerade näher. Dieser zog sich ob des nahenden Unwetters wohl in Richtung ihres Baus zurück. Dennoch waren es wohl noch knapp vier Kilometer bis sie sie erreicht hatten.
In der Ferne zuckte ein Blitz durch den Wolkenberg. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Donner sie erreichte. Dennoch wehte der Wind bereits steif über die Savanne hinweg und brachte den Geruch von trockenem Gras und Sand mit sich mit.
„Du bist gleich wieder bei deiner Mutter, meine Kleine“, flüsterte Lalita in die Box hinein und erntete dafür nur einen entgeisterten Blick. Das Tier hatte seine eineinhalb Ohren aufgerichtet, lag jedoch am Boden der Box zusammengekauert. Ganz sicher schien es nicht zu sein, wohin sie es brachten.
„Nun, ihr könnt wenigstens sagen, dass sie nicht zu sehr an Menschen gewöhnt ist.“ Joseph warf einen Blick über seine Schulter.
Das stimmte wohl. Das würde es leichter für sie machen, sich wieder im Rudel einzufinden.
Laut der Karte waren es nur noch knapp zwei Kilometer. Jetzt lenkte Joseph den Jeep von der Straße herunter und in Richtung der Wildnis. Hier standen einige Zebras beisammen unter trockenen Bäumen, beobachteten den Wagen voller Vorsicht, während er durch das Grasland fuhr.
Sie würden gleich auch noch an einem Wasserloch vorbeikommen, wo fraglos einige mehr Tiere sie bemerken würden.
Allerdings war es eine Tatsache: Auch wenn es viele Tiere in der Savanne gab, die dem Menschen gefährlich werden konnten, so waren die meisten nicht aggressiv Menschen gegenüber, hatten sie doch einen gesunden Respekt gegenüber den Zweibeinern. Sofern Löwen und Hyänen nicht zu ausgehungert waren, ließen sie die Menschen in Ruhe. Einzig Leoparden konnten ab und an gefährlich werden – wenn sie in schlechter Stimmung waren.
Jetzt kam auch das Wasserloch in Sicht. Tatsächlich hatten sich nicht so viele Tiere hier versammelt. Wahrscheinlich suchten die meisten bereits Zuflucht vor dem nahenden Unwetter, dem der Jeep gerade entgegenfuhr. Dennoch fläzte sich ein Löwenrudel unter einer Baumgruppe in der Nähe, während einzelne Gnus ihren Durst stillten.
Fast fand Lalita es schade, dass sie noch keinen Elefanten gesehen hatten.
Vielleicht einen halben Kilometer hinter dem Wasserloch hielt Joseph den Wagen an. „Wir sind fast da“, sagte er. „Den Rest laufen wir, um sie nicht zu sehr aufzuschrecken.“
Das klang sinnvoll. Wahrscheinlich wäre der Klan sonst misstrauisch, wenn Yusra aus einem komischen metallenen Gefährt kam.
Es war zumindest gut, dass die kleine Hyäne noch nicht so viel wog. So fiel es der kräftigen Geche leicht, die Transportbox allein zu tragen.
Tatsächlich entdeckte Lalita bereits in der Ferne einzelne Hyänen, die sich durch ihren eindeutigen Umriss deutlich von den anderen Tieren unterschieden. Die Tiere schauten ihnen aufmerksam und vielleicht auch mit einer Spur Misstrauen entgegen, beobachteten sie.
Sie gingen letzten Endes auf etwa fünfzig Meter an den Klan heran. Hier lagen um einen gut versteckten Bau herum gute vierzig Tiere – acht davon Jungtiere. Nun, da sie so nahe herangekommen waren, galt die Aufmerksamkeit des ganzen Klans ihnen. Soweit aber drohte keins der Tiere.
„Stell sie ab“, wies Joseph Geche an.
Diese tat, was er sagte. Sie stellte die Transportbox ab und öffnete sie, ohne zu fragen.
Dieser Sache traute Yusra nicht. Sie wich an das hintere Ende der Box zurück und blickte Geche schockiert an.
Kurz wechselten sie Blicke.
„Geht einen Schritt zurück“, meinte Joseph und folgte dabei der Anweisung selbst.
Also stolperte auch Lalita rückwärts, bis sie gute drei Meter zwischen sich und die Box gebracht hatte.
Geche kam zu ihr, legte beiläufig einen Arm um sie.
Dann warteten sie.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Yusra den Kopf aus der Box herausstreckte. Sie schaute nach rechts, nach links, schnüffelte dann die trockene Luft. Ein kurzer Blick galt den drei Menschen, die sie so aufmerksam beobachteten. Dann aber machte sie einen, dann zwei Schritte aus der Box heraus.
Nun bemerkten auch die großen Hyänen ihre kleine Verwandte. Es war ein Tier, das sich aus dem Gras erhob und nun ein paar Schritte in Yusras Richtung machte. Ihm folgte ein weiteres Tier, ähnlich klein wie Yusra selbst. Konnte das Walta, Yusras Mutter sein?
Lalita wagte es nicht, zu sprechen. Fast mit angehaltenem Atem beobachtete sie die Tiere.
Endlich begriff Yusra, dass sie niemand aufhalten würde. Sie wenngleich etwas tollpatschig, beschleunigte sie ihre Schritte und eilte zu der erwachsenen Hyäne hinüber. Diese beschnüffelte sie, schob ihre Schnauze unter Yusras Beine. Eine übliche Begrüßung unter Hyänen.
Dann aber schien sie sich sicher zu sein, dass sie das Tier kannte. Sie rieb ihre Schnauze am Fell der kleinen Yusra.
Obwohl die ersten Regentroffen auf sie hinabfielen, machte Lalitas Herz einen Sprung. Also hatte die kleine Hyäne zu ihrem Klan zurückgefunden.
„Siehst du, Babe? Alles ist gut“, sagte Geche und zog sie näher an sich.
„Ja, ich sehe“, erwiderte sie. Dann wandte sie sich um und drückte ihrer Freundin einen Kuss auf die Wange. „Ich bin so froh.“
Geche grinste. „Jetzt weißt du, warum ich mache, was ich mache.“
„Ja, ich verstehe.“
Da zuckte der nächste Blitz über den Himmel. Dieses Mal ließ der Donner nicht so lang auf sich warten.
„ich denke, wir sollten schauen, dass wir zur nächsten Unterkunft kommen.“ Joseph sammelte die Box ein.
Einen letzten Blick warf Lalita zu den Hyänen hinüber. Sie lächelte. Dann aber wandte auch sie sich zum Gehen zurück zum Wagen und hoffentlich zur baldigen Sicherheit vor dem Sturm.
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