Dekolonialisierung der Phantastik: Die Geschichte des Kolonialismus [Teil 3]

Im heutigen Beitrag zum Thema „Dekolonialisierung der Phantastik“ möchte ich weiter über den Kolonialismus per se sprechen, den historischen Ablauf und warum Kolonialismus bis heute anhält. Dabei geht es heute weniger um die Phantastik, sondern erst einmal um den Kolonialismus an sich. Denn leider wird darüber in deutschen Schulen wenig unterrichtet.

Da das Thema sehr umfassend ist, habe ich es in drei Einträge aufgeteilt – da ein grundlegendes Verständnis wichtig für den Rest der Reihe ist. Dies ist der dritte Teil, in dem es vornehmlich um die Folgen des Kolonialismus gehen wird. Den ersten Teil über die Kolonialisierung der amerikanischen Kontinente und Afrika findet ihr hier, den zweiten, über die Kolonialisierung in Asien, Australien und dem pazifischen Raum hier.

Wer mehr über die Reihe erfahren will, findet die etwaigen Informationen im allgemeinen Informationsbeitrag.

Disclaimer: Wie auch im einleitenden Beitrag gesagt, bin ich eine weiße, europäische Person, die diese Einträge schreibt. Meine Perspektive ist bezüglich dieser Dinge daher die, eines außenstehenden. Ich habe aber versucht – soweit möglich – auch Quellen mit nicht-europäischen Stimmen einzubeziehen. Es sei zudem allerdings gesagt, dass ich aufgrund der Komplexität des Themas viele Dinge nur grob umreißen kann (und zudem kein Historiker bin). Da das Thema wichtig ist, würde ich euch raten, euch auch abseits dieses Beitrages einzulesen.

Ich möchte mich bei diesem Beitrag dafür entschuldigen, dass er etwas weniger strukturiert ist, als die vergangenen beiden. Dies hängt vornehmlich damit zusammen, dass diese Themen nicht alle einen direkt kausalen Zusammenhang haben.

CN: Sklaverei, Genozid, Rassismus, kulturelle Unterdrückung

Missionierung, das Christentum und kulturelle Unterdrückung

Bevor wir zum Ende des Kolonialismus und den Spätfolgen kommen, möchte ich über zwei, drei Dinge reden, die während der Kolonialzeit passiert sind und bis heute ihre Folgen haben. Das erste ist etwas, das nicht zuletzt auch Motivation für einen Teil des Kolonialismus war: Missionierung und die Verbreitung des Christentums. Denn dies hängt in vielen Aspekten mit dem Rest der Folgen zusammen.

Wenn wir von christlicher Missionierung oder religiöser Missionierung allgemein sprechen, gibt es verschiedene Arten, diese zu vollziehen. Die eine ist einfach irgendwohin zu gehen und den Leuten von der eigenen Religion (im Fall des Christentums von Jesus) zu erzählen und hoffen, dass die Leute das überzeugend finden. Die Alternative ist Leute mit Gewalt dazu zu zwingen, diese Religion anzunehmen. Sei es mit vorgehaltener Waffe („Bekenn dich zu Jesus oder du stirbst“) oder durch gewaltsame Bedrängung („Bekenn dich zu Jesus oder es gibt Schläge“). Im Rahmen des Kolonialismus gab es alle Varianten.

In diesem Rahmen war jedoch auch tückisch, dass selbst in Fällen, in denen Christentum nicht per se vorgeschrieben war, die Ausübung lokaler Religion oftmals verboten wurde. Diverse indigene Völkern war es in den USA noch bis in die 80er oder gar 90er Jahre verboten, ihre Kultur auszuleben. Auch in anderen Kolonialgebieten wurde ähnlich vorgegangen. Christentum wurde nicht immer erzwungen, jedoch lokale Kultur verboten. Gleichzeitig gab es – und gibt es bis heute – Bestrebungen Kinder, die etwaigen indigenen Kulturen angehören (egal ob in Amerika, Australien oder Neuseeland), aus ihren Familien zu nehmen, um sie in christliche Familien zu geben, damit sie christlich erzogen werden. Auch gab es in den USA und einigen anderen Ländern, die bis heute „weiß“ regiert sind, Umerziehungsschulen, die Kinder zu Christen umerziehen sollten. Und auch das ist etwas, das vor nicht allzu langer Zeit endete.

Reservationen & indigene Siedlungen

Im selben Kontext sollten wir außerdem noch einmal über Reservationen sprechen, deren Grundlage ich bereits im ersten Beitrag angesprochen habe. Am bekanntesten sollte dieses Konzept aus Nordamerika sein, doch in vielen Ländern, wo die weißen Kolonialist*innen wirklich gesiedelt und selbst Land bebaut haben, gab es ähnliches Vorgehen. Und zwar, dass indigene Bevölkerung von ihrem Land, wo sie selbst gesiedelt, etwaig Ackerbau betrieben und gejagt/gefischt hat, vertrieben wurde, und gezwungen wurde sich woanders – teilweise in vorgeschriebenen Gebieten – niederzulassen. Grund war, dass diese Gebiete natürlich nicht zufällig besiedelt waren, sondern oft das fruchtbarste und am leichtesten zu bebauende Land waren. Dagegen waren viele der Gebiete, in die diese Gruppen vertrieben wurden entweder schwer zu bebauen und/oder nicht besonders fruchtbar, weshalb diese Zwangsumsiedlung oftmals Hunger- und Kältetode mit sich brachte.

Dies ist jedoch nicht das einzig tückische, das in diesem Rahmen passierte. Erneut ein Thema, das ich bereits angesprochen habe: Natürlich gab es Aufstände, natürlich wollten die Menschen ihr Land nicht einfach so aufgeben – und ja, einige dieser Aufstände waren erfolgreich oder haben zumindest auf beiden Seiten viele Leben gekostet. Deswegen gab es Bestrebungen Mittel zu finden, die Bevölkerung dort leichter zu kontrollieren zu machen. Eins dieser Mittel waren Alkohol und Drogen. Dies zieht sich durch fast alle Länder, die zumindest zeitweise segregiert waren, durch: Reservationen und solche Siedlungen wurden mit Alkohol und Drogen versorgt, damit Menschen abhängig wurden. Gleichzeitig wurde dann der Stereotyp des Drogenabhängigen genutzt, um die Menschen weiter zu unterdrücken (und ihnen, wie im Punkt Missionierung, die Kinder wegzunehmen).

Zuletzt sei natürlich noch gesagt, dass oftmals diese Gemeinden verarmt sind (erneut, da sie oft auch wirtschaftlich absichtlich klein gehalten wurden und auf weniger gut zu bearbeitendem Land gelegen sind), was ein Grund ist, warum bspw. in den USA und Kanada die wenigsten Leute noch da leben und lieber in die Städte ziehen. Und nicht selten die Verträge, die etwaigen Gruppen ein Stück Land und die autonome Verwaltung von diesem zusprechen, genau solange gültig sind, bis jemand eine Pipeline darüber legen will oder Ressourcen auf dem Land entdeckt.

Die Folgen der Sklaverei

Ein Thema, das in diesem Kontext ebenfalls nicht unerwähnt bleiben darf sind die Folgen der Sklaverei. Denn auch nachdem die Sklaverei in den USA und dem Rest von Amerika auch abgeschafft wurde, war es eben nicht vorbei. Der Grund: Die Sklaverei hatte Millionen Menschen von Afrika nach Amerika zwangsweise umgesiedelt. Und diese Menschen lebten nun dort – oftmals natürlich auch in dritter, vierter Generation. Es war ihre Heimat, aber diverse Leute hatten damit ihre Probleme, weil Rassismus nun einmal existierte.

Das Traurige ist, wenn man es aus heutiger Perspektive betrachtet, dass direkt nach Ende der Sklaverei es sogar einige wichtige Schritte zur Gleichstellung der schwarzen Bevölkerung gab. Es gab sogar in dem Rahmen recht schnell einige schwarze Politiker. Doch natürlich hatten Leute Vorurteile und diese wurden genutzt, um mehr und mehr gegen diese Bevölkerung anzustacheln, so dass schnell klar war, dass die schwarzen Menschen in Amerika weiterhin „zweiter Klasse“ sein würden. Dann gab es bspw. die Jim Crow Gesetze und Bauplanungen, die verhinderten, dass schwarze Menschen in denselben Gegenden wie weiße leben konnten. Das sind Dinge, die bis heute ihre Folgen zeigen, durch eine große Chancenungleichheit.

Die Ideologie der „Rassen“

In diesem Kontext sei natürlich auch ein anderes Erbstück des Kolonialismus genannt, das ich ebenfalls bereits im letzten Beitrag angesprochen habe: Die Rassenlehre. Dahinter verbirgt sich eine Pseudowissenschaft (also absoluter Humbug, der als Wissenschaft verkauft wurde), laut der Menschen sich in „Rassen“ einteilen ließen, die wiederum unterschiedliche Eigenschaften haben. Unverwunderlich kam diese Pseudowissenschaft dabei zu dem Schluss, dass die besten Eigenschaften der „weißen“ Rasse zuzuordnen seien – wobei dazu gesagt sei, dass zum damaligen Zeitpunkt „weiß“ noch nicht dasselbe hieß, wie heute. Wie gesagt: Es ist eine Pseudowissenschaft und damit vollkommen willkürlich.

Diese Pseudowissenschaft wurde als Begründung für viele der im Rahmen des Kolonialismus geschehene Dinge hergenommen. Es sei biologisch der natürliche Lauf der Dinge, wurde behauptet, und damit sämtliche Kritik abgeschmettert. Und bis heute ist davon nun einmal ein Teil am Leben. Sei es, dass weiterhin von „Rasse“ oder „Race“ gesprochen wird, selbst wenn „weiß“ mittlerweile bspw. Iren oder Menschen aus der Mittelmeergegend mit einschließt (was es ursprünglich nicht tat). Es wird auch weiterhin als Grundlage für ungerechte Polizeibehandlung verwendet, indem bestimmten Gruppen aufgrund dieser Einteilung eine höhere Gewaltbereitschaft zugesprochen wird (Stichwort: Racial Profiling). Auch andere Ungleichbehandlungen im System gehen darauf zurück.

Die Nicht-Dekolonialisierung der amerikanischen Kontinente

Eine wichtige Grundlage bezüglich Folgen des Kolonialismus auf den amerikanischen Kontinenten ist auch, dass aufgrund der Basis, wie die Loslösung von den Kolonialmächten geschah, denn dies sorgte dafür, dass der Kolonialismus eben nie wirklich endete. Denn auch wenn die Loslösung der USA und Kanada anders ablief, als die der Südamerikanischen Kolonien, so hatten beide eine Sache gemeinsam: Die Menschen, die von Europa nach Amerika gekommen waren und nun dort lebten, hatten keine Lust mehr für die Kolonialmächte Steuern zu zahlen und haben sich daher zu unabhängigen Ländern erklärt. Was allerdings zur Folge hatten: Die europäischen Menschen mit ihrer europäisch geprägten Kultur blieben in Amerika, gründeten dort neue Staaten, die wiederum von ihnen beherrscht wurden.

Dekolonialisierung im modernen Sinne (also eine Zurückdrängung kolonialkultureller Einflüsse) konnte daher nie stattfinden. Die meisten denken speziell von Kanada und den USA als eine mehr oder minder europäische Kultur. Die Erwartung ist, dass es dort nicht wirklich anders ist, als bei uns – wofür eben die Kolonialisierung und die Tatsache, dass dieselbe Menschen, die das Land kolonialisiert haben, in der Macht geblieben sind. Gerade in den USA und Kanada sieht man bis heute, dass weder schwarze Menschen, noch indigene Menschen in den Regierungen auch nur annähernd in einem angemessenen Verhältnis vertreten sind.

Auch in Südamerika ist vieles dahingehend ähnlich abgelaufen: Als die Länder hier um ihre Unabhängigkeit kämpften, wurde sowohl etwaig dort lebenden Sklav*innen die Freiheit, als auch den dort lebenden indigenen Völkern ihr Land versprochen dafür, sich an den Unabhängigkeitskämpfen zu beteiligen. Allerdings wurden diese Versprechen zu großen Teilen nicht oder nicht vollständig gehalten. (Als Ausnahme sei Haiti genannt, dessen Unabhängigkeitskampf jedoch losgelöst von dem Südamerikas geschah und explizit aus einem Freiheitskampf der versklavten Bevölkerung hervorging.)

Weltkriege und die Dekolonialisierung

Auch im Rest der Welt ist „Dekolonialisierung“ teilweise ein fraglicher Begriff. In Australien und Neuseeland sieht es ähnlich aus, wie in den USA (selbst wenn in Neuseeland oder Aotearoa in den letzten Jahren sich langsam bessert – und immerhin ist Te Reo Maori die zweite Amtssprache). Und dann gibt es natürlich noch den arabischen Raum, Indien und Afrika, die allesamt dasselbe Schicksal teilen: Es wurde nominell dekolonialisiert. Nicht etwa, weil man eingesehen hat, dass Kolonialisierung ein Verbrechen ist und man dahingehend Dinge gutzumachen hat, sondern weil nach dem zweiten Weltkrieg den Kolonialmächten das Geld ausgegangen war, um ihre Macht vor Ort aufrecht zu erhalten.

Es sei natürlich gesagt, dass – auch wenn wir darüber praktisch nicht reden – auch die Kolonien in beide Weltkriege involviert waren (und technisch gesehen auch in die napoleonischen Kriege) und oftmals die dortige Bevölkerung mit in die Kämpfe hineingezogen wurde, sowie dazu verpflichtet wurde, Dinge aufzugeben, um die Front mit Materialien und Nahrung zu versorgen.

Was nach dem Krieg allerdings geschah ist letzten Endes die Grundlage für viele der Konflikte und Probleme, die bis heute vorherrschen: Natürlich haben die europäischen Mächte nicht gesehen, wie man die nun ehemaligen Kolonialgebiete sich selbst verwalten lassen kann und hat eine sehr, sehr zentrale Verwaltungsaufgabe für sie übernommen: Man hat Grenzen gezogen. Teilweise sehr, sehr willkürlich. Grenzen, die verfeindete Gruppen in ein Land gepfercht haben und eine andere Kultur einfach durch Grenzen getrennt hat. Die wahrscheinlich bekannteste Folge davon ist die Aufteilung Indiens in Indien, Pakistan und dem „zweiten“ Pakistan, das später Bangladesh wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt lebten in Indien Moslems und die Hindu-Mehrheit relativ friedlich zusammen, doch Großbritannien beschloss, dass es besser wäre, die Religionen zu trennen. In Folge dessen wurden mehr oder minder von einem Tag auf den anderen Menschen in diesen Gebieten zwangsumgesiedelt. Etwas, das zentral mit für die heutigen Konflikte in der Region verantwortlich ist.

Und ähnliches lässt sich über diverse andere Grenzen, sei es im arabischen Raum, sei es in Afrika sagen. Ihr findet dazu weiter unten Artikel und Videos in den Quellen.

Amerikanischer Imperialismus

Und damit kommen wir zu einer Sache, die bis heute andauert und ebenfalls eine direkte Folge der kolonialistischen Ideologie ist: Der US amerikanische Imperialismus und Interventionalismus. In diesem Kontext sollte der ein oder andere sicher schon einmal die Aussage gehört haben, dass die USA sich als „die Polizei der Welt“ sehen. Das hängt damit zusammen, ist jedoch nur die halbe Wahrheit, da das ganze weit komplexer ist.

Effektiv hatte die USA seit ihrer Gründung immer wieder imperialistisch gehandelt. Sei es, dass verschiedene Gebiete (wie zum Beispiel Hawai’i) annektiert wurden, sei es, dass militärisch, durch Finanzierung von Rebellen/Coups, durch mediale Beeinflussung oder undercover Operationen gegen Länder und Regierungen vorgegangen wurde. Erneut: Es ist ein sehr komplexes Thema, über das man ganze Bücher schreiben könnte und ihr findet unten weitere Links. Die Kurzfassung jedoch ist, dass die USA bei diesen Einsätzen oft aus einer von zwei Motivationen handeln: Entweder, weil ein Land kommunistisch ist und Kommunismus das US-amerikanische Feindbild ist, das zerstört werden muss, oder, weil ein Land etwaige Ressourcen hat, die die USA gerne hätten. In manchen Fällen kommt beides zusammen.

Agieren die USA offen, so werden diese imperialistischen Handlungen meistens unter dem Vorwand ein anderes Land „befrieden“ zu wollen, weil (mal tatsächlich, mal angeblich) sie entweder gefährliche Waffen haben oder der Regierung vielleicht Menschenrechtsverletzungen vorzuwerfen sind. Und natürlich wollen sie Demokratie verbreiten. Handeln sie durch Manipulation werden solche Begründungen allerhöchstens im Nachhinein vorgeschoben. Ergebnisse sind jedoch häufig dieselben: Es wird am Ende eine Regierung eingesetzt, die den USA wohlgesonnen ist und bspw. einfachen Zugriff auf Ressourcen erlaubt – und sei es die Ressource „billige Arbeitskraft“. Das Problem dabei ist, dass diese Eingriffe oft massiv destabilisierend wirken. Dazu kommen natürlich die oft massiven Todeszahlen unter der zivilen Bevölkerung und die Tatsache, dass ein politisch instabiles Land nährhafter Boden für sowohl das organisierte Verbrechen, als auch Terrorgruppen ist. Probleme, die ggf. in der Zukunft als neue Begründung für einen Einsatz in dem Land verwendet werden können.

Neokolonialismus

Abgesehen vom nicht selten militärischen Imperialismus und Interventionalismus der USA, beteiligen sich jedoch viele Länder – vor allem Länder des „Westens“ – an einer Praktik, die oft als „Neokolonialismus“ bezeichnet wird. Darunter versteht man, dass wirtschaftlich einflussreichere Länder ihre wirtschaftliche oder politische Macht nutzen, um andere Länder von sich abhängig zu machen und sie durch diese „Soft Power“ und indirekte Mittel zu beherrschen.

Ein Beispiel, wie dies passiert, kann „Entwicklungshilfe“ sein, die nicht selten an bestimmte Bedingungen geknüpft ist. Solche Bedingungen können Erwartungen an die Politik im Land sein (bspw. auch, dass ein Präsident oder Herrscher weniger diktatorisch handeln soll), aber natürlich auch verbilligter Zugriff auf etwaige Bodenschätze. Letzteres geht teilweise wieder so weit, dass etwaige Mienen am Ende wieder Europa oder Amerika gehören.

Weitergehend kann auch das Argument gemacht werden, dass die Darstellung und der Verkauf von kulturellen Produkten oder Eigenschaften als „Standard“, der mit zum „Reichtum“ gehört, eine Form von Neokolonialismus darstellt. Dies bezieht sich speziell auf die Amerikanisierung anderer Länder – also der Versuch andere Kulturen an die der (weißen) USA anzupassen.

Der Mangel an Wiedergutmachung

Was letzten Endes jedoch für fast alle Punkte zu sagen bleibt: Ein zentrales Problem ist, dass es kaum eine Entschuldigung oder Wiedergutmachung gab. Ja, es gibt einzelne Länder, bei denen es Ausnahmen gab – doch prinzipiell? Nichts. Es fehlen staatliche Entschuldigungen, obwohl diese, seien wir ehrlich, ohnehin nicht viel machen würden außer zu sagen „Jap, da ist was falsch gelaufen“. Aber noch mehr fehlen finanzielle Wiedergutmachungen.

Es ist in den USA (und anderen betroffenen Staaten) seit langer Zeit ein endloses Streitthema: Sollten die Menschen, die im Rahmen der Sklaverei ausgebeutet wurden, Wiedergutmachungen erhalten? Natürlich ist diese Diskussion lange schon zu einem: „Na ja, seien wir ehrlich, es lebt ja niemand mehr aus der Zeit“ abgedriftet – dass die weit mieseren Chancen schwarzer Menschen in Bildung und Wirtschaft eine direkte Folge von sowohl Sklaverei, als auch rassistischer Gesetzgebung wie Jim Crow sind und diese Folgen bis heute anhalten, wird ignoriert.

Und wie viele Länder durch direkte Folgen des Kolonialismus (und amerikanischen Interventionismus und Imperialismus) in ihrem Wachstum gehindert wurden, aber ebenfalls nie irgendwelche Wiedergutmachungen gesehen haben. Stattdessen sind etwaige „Entwicklungshilfen“ immer wieder an Bedingungen geknüpft, die eben nachteilig sind oder auf die die einfachen Menschen keinen Einfluss haben.

Auch ist da noch die Sache mit der ganzen geraubten Kunst, den ganzen geraubten Reichtümern, die nun in irgendwelchen Sammlungen oder Museen stehen – nicht dort, wo sie eigentlich hingehören. Ja, teilweise geht es soweit, dass Leichen, Knochen und Schädel weiterhin in Museen ausgestellt werden! Museen, die sich häufig als rechtmäßiger Besitzer von allem (egal ob Kunst oder Leichen) sehen. Immerhin haben sie die Gegenstände ja mal von irgendwelchen Soldaten gekauft.

tl;dr

Zwischen 1500 und ca. 1950 haben einige europäische Mächte, sowie später die USA, die zwar Eigenständig war, jedoch von europäischstämmigen Menschen geführt wurde, Land auf der ganzen Welt besetzt, regiert und Menschen, sowie Natur dort ausgebeutet. Dies ist, was wir als Kolonialismus bezeichnen. In diesem Rahmen wurden viele Menschen getötet, gefoltert und ausgebeutet.

Die europäischen Besetzungen endeten nicht durch Einsicht, sondern weil den Kolonialmächten das Geld ausging. Deshalb wurde die Besetzung oftmals überhastet aufgegeben, ohne Sicherheit im Land zu garantieren. Die meisten betroffenen Länder leben noch immer mit den Grenzen, die von Kolonialmächten – oft nachteilig für die Länder – gezogen wurden. In einigen Ländern sind es weiterhin weiße Menschen, die die Länder regieren und ebenso weiterhin die lokale Bevölkerung unterdrücken.

Wiedergutmachungen wurden genauso wenig gezahlt, wie das gestohlenes Gut zurückgegeben wurde.

Viele der im Rahmen des Kolonialismus entwickelten Ideologien, existieren bis heute, und sind unter anderem Ursprung für Unterdrückung, Rassismus und weiterhin andauernde Ausbeutung bestimmter Länder und Völker. Eine reale Dekolonialisierung fand nur in den wenigsten Fällen statt.

Quellen & weiterführende Links

Videos


Das Beitragsbild stammt von Unsplash.