Urban Fantasy Review: Heirs of the Veil

Heute gibt es etwas ganz Besonderes hier. Ein Urban Fantasy Review – aber zu einem Webcomic, bzw. der gedruckten Ausgabe, die vor kurzem erschienen ist. Und zwar handelt es sich um Heirs of the Veil von Phineas Kaldinski und Jasper Klier.

Worum es geht

Fangen wir wieder mit dem Inhalt an: Die Suche nach ihrer Mutter führt Victoria Steele nach Port Abores. Ein Brief ist der einzige Hinweis, dass ihre verschwundene Mutter hier sein sollte. Und was macht eine junge Hexe, die komplett neu in einer fremden Stadt ist? Korrekt, sie versucht sich an einem Aufspürzauber, um zum einen eine Unterkunft, zum anderen Hilfe zu finden. Leider läuft nicht alles, wie gedacht, als ihr Familiar einen Naturgeist stört und die beiden quer durch die Stadt fliehen müssen. Doch ihre Flucht erfüllt das Ziel: Denn treibt die Flucht sie direkt in die Arme von Cortez, dem „Strayer“. Ein Mensch, der den Schleier zwischen Menschenwelt und magischer Welt beschützen soll.

Widerwillig nimmt sich Cortez der jungen Hexe an, die zum Vampiren Sinclair, dien Meister der magischen Welt, will, in dieser Hoffnung, dass sier Antworten für sie hat. Doch natürlich ist nicht alles so leicht …

Eine lange Produktion

Ich kenne den Webcomic bereits seit seiner letzten Inkarnation „Strayer“, da ich über diese einst auf Animexx gestolpert bin – und natürlich begeistert war. Immerhin ist diverse Urban Fantasy halt mein Steckenpferd und die Reihe war damals schon sehr divers – ist aber mit der neuen Inkarnation noch deutlicher oder besser gesagt noch erkennbarer divers geworden. Meines Wissens nach war aber selbst „Strayer“ nicht die erste Inkarnation dieser Geschichte. Dabei zeigt sich mit Blick auf die älteren Versionen auch, wie sehr sich die beiden Künstler in ihren Bereichen verbessert haben.

Umso schöner ist es den Comic nun in einer – wie soll ich sagen? – formvollendeten Form zu sehen, die in wirklich allen Aspekten besticht. Der Comic ist unglaublich schön und sauber gezeichnet, die Mimik der Charaktere unglaublich aussagestark und es wird viel mit Perspektiven und Paneling gearbeitet, so dass die Seiten auch abwechselungsreich daher kommen. Auch die Colorationen können sehr durch schöne Farbzusammenstellungen bestechen!

Vielleicht von hier aus Achtung: Ich werde keine groben Aspekte spoilen, möchte aber über die Diversity reden – was auch Dinge vorweg nimmt, die erst im Verlauf der Geschichte klar werden.

Ein diverses Cast

Eine deutliche strukturelle Verbesserung ist auf jeden Fall, dass man die Charaktere nacheinander kennenlernt. Allen voran lernen wir natürlich unsere drei Protagonist*innen kennen: Victoria (oder auch Vicky), Cortez (kurz Cort) und Eleven, die als Geist Corts Waffe bewohnt. Schon die drei sind in jeder Hinsicht bereits divers. Alle drei sind queer. Während Vicky und auch Eleven jedoch eher extrovertiert und tendenziell eher optimistisch sind, kann man das nicht über Cort sagen, der zudem mit einigen psychischen Problemen zu kämpfen hat.

Dabei muss ich selbst sagen, dass Vicky ein Charakter ist, den ich unglaublich liebe. Ja, auch weil sie als trans Frau kurze Haare trägt und nicht übermäßig feminin auftritt, etwas, das man in medialer Repräsentation, in der trans Frauen oft hyperfeminin dargestellt werden, so selten sieht. Und ja, das feier ich persönlich. Denn es sollte auch Repräsentation für kurzhaarige trans Frauen geben! Allgemein braucht es mehr Repräsentation für kurzhaarige Frauen!

Es ist schwer vom jetzigen Standpunkt viel über Cort zu sagen, da er als Charakter sehr verschlossen ist und eben nicht viel von sich bisher zeigt. Wir sehen ihn als von vielen Dingen traumatisiert und als Außenseiter der magischen Welt – aber auch als jemand, der trotz harter Schale einen weichen Kern hat.

Abseits von der Inklusion von Queerness (inklusive übrigens polyam), haben wir auch Charaktere unterschiedlicher Hautfarben, Körperformen und auch Charaktere mit sichtbaren Behinderungen inkludiert. Kurzum: Das Cast ist wirklich, wirklich divers und durchweg sehr sympathisch.

Weltenbau

Zugegebenermaßen: Da „Heirs of the Veil“ soweit nur drei Kapitel hat, ist es nicht so leicht, viel über den Weltenbau zu sagen. Weder die Rolle des Strayer (Streuner, wenn wir nach der alten deutschen Version gehen) ist soweit wirklich klar, noch wissen wir viel über andere Aspekte der Welt. Was allerdings bereits klar ist: Port Abores, der Handlungsort, ist in dieser Welt etwas besonderes, da ein Glamour auf der ganzen Stadt liegt, der verhindert, dass normale Menschen die magischen Dinge wahrnehmen. Zugegebenermaßen ein Trope, den ich persönlich weniger mag – gerade da mich immer das Mischen von „normalen Leuten“ in die magische Welt reizt. Doch Geschmäcker sind dahingehend bekannterweise verschieden.

Davon abgesehen ist soweit klar, dass es eine Hierarchie innerhalb der magischen Welt und speziell in Port Abores. Eine Hierarchie, in der Vampir Sinclair – offenbar aufgrund sienes Alters (?) – an der Spitze steht.

Wir lernen außerdem bereits einige Gruppen der magischen Welt kennen. Neben den meist in Covens lebenden Hexen, Geistern und Naturgeistern, gibt es eben Vampire, offenbar Zombies (die man besser nicht so nennt) und zumindest ein seltsames Wesen namens „Doll“, die keiner dieser Gruppen angehört.

Kurzum

Ihr merkt: Es ist ein wenig schwer hier viel inhaltlich zu reviewen, da drei Comickapital noch nicht ganz so viel Inhalt sind. Daher würde ich es vorerst hierbei belasse: Von mir gibt es eine absolute Empfehlung für den Comic. Inklusive der gedruckten Version, die ihr oben abgebildet seht und die wirklich sehr schön geworden ist, inklusive des veredelten Einbandes.

Wie oben schon verlinkt findet ihr den Comic zum Online lesen auf seiner eigenen Webseite (wo ihr die gebundene Version auch bestellen könnt) und zudem auf Tapas. Ihr könnt den Comic also vollkommen kostenlos lesen! Wenn ihr die Künstler dennoch finanziell unterstützen wollt, schaut außerdem vielleicht einmal auf ihrem Patreon vorbei.

Viel Spaß damit!

An dieser Stelle natürlich auch von mir: Wenn euch meine Reviews und Blogs gefallen, freue ich mich über Ko-Fis oder Unterstützer auf Patreon. Dahingehend sind wir Onlinekünstler einander alle sehr ähnlich!


Sämtliche Bilder in diesem Beitrag entstammen natürlich dem Comic!