Urban Fantasy Review: Ancient Magus Bride

Auf gewisse Weise breche ich heute mit meiner „1 Anime pro Monat“ Regel – allerdings nur, weil dieser Eintrag ein Urban Fantasy Eintrag ist. Denn ich möchte über den Anime sprechen, der wahrscheinlich das engste Gegenstück zur westlichen Urban Fantasy darstellt: Mahou Tsukai no Yome, aka Ancient Magus‘ Bride, aka Die Braut des Magiers.

Die Serie wurde von Studio WiT produziert und ist eine Adaption des gleichnamigen Mangas von Kore Yamazaki. Bisher umfasst der Anime eine Staffel mit 24 Folgen, sowie eine OAD mit 3 Folgen. Eine zweite Staffel wird jedoch im Oktober diesen Jahres in Japan erscheinen. Auf Deutsch ist der Manga bei TokyoPop erschienen.

CN: Kindesmissbrauch, Tod, Suizid, Depression

Inhalt

Als Chise am Rand des Gebäudes steht und überlegt zu springen, wird sie von einem seltsamen europäischen Mann angesprochen. Wenn ihr das eigene Leben eh nichts bedeuten würde, könnte sie sich genau so gut selbst verkaufen. Chise nimmt das Angebot an, wird von dem Mann nach London gebracht und bei einer Auktion für magische Wesen zum Verkauf gestellt. Denn Chise ist ein Sleigh Beggy, ein Wesen, das ein Magiequell ist.

Auf der Auktion zahlt ein seltsamer Mann fünf Millionen Pfund für sie. Der Mann, der sich bald als ein wortwörtliches, gruseliges Monster herausstellt, ist Elias. Ein bekannter Magier und der Anderswelt geflohener Fae, der als Magier unter den Menschen lebt. Er will von Chise lernen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Dafür soll sie seine Magieschülerin werden – und seine Braut.

Chise widerspricht nicht. Sie wird Elias Schülerin. Doch durch ihre Ausbildung bei ihm lernt sie eine Vielzahl anderer Personen kennen. Menschen. Magier. Drachen. Fae. Freunde und Feinde, die sie daran erinnern, was es bedeutet zu leben.

Trauma, statt Action

Ancient Magus Bride wird allgemeinhin als Shonen-Serie aufgelistet, selbst wenn es eine mehr als ungewöhnliche Serie dafür ist. Denn auch wenn es in der Reihe durchaus ein paar Kämpfe gibt und einige eher Actionreiche Kapitel, so beschäftigt sich die Serie – jedenfalls in der ersten Staffel des Anime – mit einem deutlich anderen Thema: Der Aufarbeitung von Trauma.

Wie ich schon in meinem Beitrag zu „[Writing] About Us“ geschrieben habe, ist Chise das eine Beispiel eines Charakters, der als Kind von einem Elternteil misshandelt wurde, das ich als uneingeschränkt nachvollziehbar empfinde. Immer wieder wird sie von dem Bild ihrer Mutter heimgesucht, die sie kurz vor dem eigenen Selbstmord zu erwürgen versuchte. Immer wieder hört sie die Stimme ihrer Mutter, die ihr vorwirft, wie der Vater zu sein – der Vater, der Chise und ihre Mutter hat sitzen lassen.

Zu Beginn der Serie ist Chise komplett kühl, die meiste Zeit unemotional und weiterhin am Rand des Suizids. Sie kämpft mit ihrer Depression, kommt daraus nur nach und nach heraus, indem sie mit anderen redet, neue Freundschaften knüpft und den Rückhalt bekommt, der ihr den größten Teil ihres Lebens bis dahin verwehrt blieb. Ihre Verwandlung im Verlauf der Serie ist wirklich wunderbar zu verfolgen und war zumindest für mich sehr kathartisch.

Problematische Romanze?

Wer den Titel der Serie und die Beschreibung des Plots anschaut, wird schnell eine Frage stellen: Gibt es wirklich eine Romanze zwischen Elias und Chise? Denn das, was da beschrieben ist klingt nicht besonders gesund. Zur Hölle, er hat sie gekauft, wie eine Sklavin. Wie einen Gegenstand. Kann sie da wirklich seine „Braut“ sein?

Das ist auch die Frage, die ich mir zu Beginn der Serie gestellt habe. Zu meiner großen Erleichterung konnte ich feststellen, dass die Mangaka sich dessen bewusst war, dass dieses Set-up problematisch ist. Während die Problematik nie ganz verschwindet, schafft der Manga doch diverse Aspekte zu umgehen.

Ein zentraler Aspekt hierfür ist es, dass Elias Chise zur Braut wollte, weil er das Konzept Braut oder menschliche Liebe nicht versteht, aber lernen will es zu verstehen. Während er am Anfang kontrollierend ist, fängt Chise dieses Verhalten nach einer Weile an abzulehnen und es bessert sich. Wirklich Gefühle entwickeln sich erst – sehr langsam – als Chise psychisch etwas besser drauf ist und anfängt Elias in menschlichen Dingen zu unterrichten. Etwas, das auch die Macht-Hierarchie zwischen ihnen abschwächt.

Es sei allerdings dennoch gesagt, dass ein paar problematische Aspekte, wie der enorme Altersunterschied, nie verloren gehen.

Weltenbau

Was ich an der Serie liebe und auch immer wieder gelobt gesehen habe, ist der Weltenbau. Denn Ancient Magus Bride bietet wirklich großartigen Weltenbau, der tief in den verschiedenen britischen (und damit auch keltischen) Mythologien verwurzelt ist. Wir haben die Anderswelt, wir haben Wechselbälger, wir haben allerhand Fae, die einen Großteil der magischen Wesen darstellen, die wir kennenlernen.

Die Show nutzt dahin auch des öfteren ihr visuelles Medium, um diverse Aspekte mit „Show, don’t Tell“ vorzustellen und sie einfach nur wirken zu lassen. Etwas, das wirklich wunderbar funktioneirt. Generell schafft es die Serie sehr gut ein Gefühl für diese magische Welt zu vermitteln und wie es ist in ihr zu leben – und das ohne den Urban Fantasy Aspekt der Reihe gänzlich zu vernachlässigen.

Übrigens sind die britisch-keltischen Mythologien nicht die einzigen, die vorkommen. Wir finden auch eine Reihe skandinavischer – und nein, nicht nur nordische – Mythologien in der Serie wieder. Natürlich auch immer wieder leicht entfremdet, aber dennoch sehr schön aufgearbeitet. Auch andere Kulturen werden in Staffel 1 angedeutet, jedoch soweit nicht aufgearbeitet.

Soundtrack und Animation

Da ich über den Anime spreche, möchte ich auch das Thema „Soundtrack und Animation“ aufbringen. Denn gerade den Soundtrack liebe ich in dieser Serie wirklich sehr. An sich sollte ich ihn kritisieren, da es scheinbar nur Variationen von einer Hand voll Themes gibt, doch verdammt: Diese Themes sind so großartig, dass ich sie den ganzen Tag lang rauf und runter hören könnte. Speziell das Maintheme der Serie sorgt bei mir für Gänsehaut.

Auch die Animation ist sehr, sehr sauber – was ich vor allem bei einigen Designs wirklich beeindruckend finde. Ebenfalls muss ich sie loben, wenn es um die Animation von Tieren geht. Diese kann nämlich schnell daneben gehen, meiner Erfahrung nach. Insofern bin ich wirklich glücklich damit, wie die Show damit umgeht!

Einzig schade finde ich, dass das Opening vorrangig eine Clipshow ist. Oder eher: Beide Openings sind das. Ja, es gibt ein paar Momente, die extra für das Opening animiert wurden, doch alles in allem … Eigentlich schade. Tut aber der Serie letzten Endes keinen Abbruch.

Empfehlung

Auch wenn diese Reihe wirklich keinerlei Diversity (soweit) beinhaltet – was bei einem Manga wohl nicht wirklich überrascht – möchte ich sie wirklich aus ganzem Herzen empfehlen. Es ist eine der interessantesten Animeserien, die ich in den letzten Jahren gesehen habe und auch der Manga ist sehr schön und die einzige Reihe, die ich aktuell aktiv verfolge und sammele.

Leider muss ich dahingehend allerdings auch kritisieren, wie teuer die Tokyopop Releases der Reihe sind: Mit 9,95€ pro Band (deutscher Listenpreis), gehen diese Manga enorm ins Geld. Ein Grund, warum ich ein paar Bände hinterher hänge. Doch das ist leider der deutsche Manga-Markt, fürchte ich.

Der Anime ist soweit nicht in Deutschland erschienen, ist auf Crunchyroll legal streambar.

Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, würde ich mich über eine kleine Spende auf Ko-Fi dazulassen.