Spoilerfreies Review: Avengers Endgame
Da war ich wieder. Gestern so: „Oh, ja, klar, ich schreibe ein Spoilerfreies Review zu Avengers: Endgame! Kein Ding.“ Im Kino so: „Okay, wie zur Hölle soll ich das alles ohne Spoiler reviewn?“ Doch wer wäre ich, wenn ich von einer Herausforderung davonlaufe? Also versuche ich es: Ein spoilerfreies Review von Avengers: Endgame und ein wenig auch Infinity War. Denn über Infinity War zu reden, macht es leichter.
Insofern: Dieses Review beinhaltet Spoiler für Infinity War, aber keine Spoiler für Avengers: Endgame. Wer ein ausführliches Review zum Inhalt des Films lesen will, inklusive Spoiler, kann dies hier tun.
Mein Problem mit Infinity War
Fangen wir vielleicht so an: Ich mochte Infinity War nicht. Nicht wirklich. Das Ende hatte für mich durch „Hmm, Spider-Man Far from Home kommt nach Avengers 4 heraus“ komplett seinen Schockfaktor verloren, ich fand die Darstellung von Thanos furchtbar und Gamora ins Gefrierfach zu werfen war einfach widerlich. Davon abgesehen war der Film halt für meinen Bedarf zu viel Action und zu wenig Charakterstory. Da für mich die Action im MCU meistens eher langweilig ist (mit Ausnahme von Thor Ragnarok) und ich eher für die Charakterinteraktionen lebe, konnte der Film dahingehend auch nicht begeistern. Zumal in den Kämpfen einige Charaktere für meinen Geschmack auch einige offensichtliche Lösungen ignoriert haben.
Das größte Problem in Infinity War war jedoch Thanos und die Sache mit Gamora. Die ganze „Überpopulation“-Geschichte entspringt einer extrem rechten Ideologie (wie Renegade Cut so wunderbar in seinem Video zum Film erklärt hat). Und Gamora … Nun, damit ist so viel falsch. Sei es, dass wirklich behauptet wird, dass Thanos Gamora lieben würde – etwas, das ich im Kontext der Beziehung als eine extrem toxische Behauptung empfinde. Oder sei es, dass Gamora halt dem „Woman in a refrigerator“ Trope zum Opfer gefallen ist – etwas, das sich das MCU bei seinem Mangel an weiblichen Figuren kaum leisten kann.
Und all das hat mir Infinity War ziemlich verdorben.
Endgame ist deutlich besser
Das gute an Endgame ist, dass es auf beinahe allen dieser Kritikpunkte besser daher kommt. Und ja, ich sage fast allen. Thanos ist nicht länger ein Bösewicht, dessen Standpunkt und als sympathisch dargestellt wird. Seine Beziehung zu seinen Töchtern ist sehr wohl abusive und das ist deutlich. Und der Film hat ein weit, weitaus besseres Verhältnis von Charakterszenen zu Actionszenen – selbst wenn ich ahne, dass ein paar Leute, die Infinity War für die Action gefeiert haben, genau das nicht mögen werden.
Generell ist der Film ruhiger, hat einen größeren Fokus auf die Entwicklung unserer Helden und die Auswirkung des „Snappenings“. Dadurch, dass das Cast am Ende von Infinity War deutlich reduziert wurde, wirkt der Film nun auch nicht länger überfüllt. Ein Großteil des Fokus liegt auf den sechs Avengers aus dem ersten Film und das tut Endgame sehr gut, da die Einsätze somit weitaus persönlicher werden können, als „Schicksal der Welt“.
Generell war es schön zu sehen, was der Film mit einigen Charakteren gemacht hat und wie er diversen Arcs einen Abschluss gibt. (Ohne zu sagen, welche Arcs diesen Abschluss bekommen.) Der Film arbeitet dahingehend wirklich gut mit der Stärke der Figuren.
Pacing
Es sei allerdings auch dazu gesagt, dass Endgame der wahrscheinlich am langsamsten gepacete Film im gesamten MCU ist. Etwas, das ich persönlich zumindest beim ersten Schauen sehr angenehm fand. Ich weiß aber, dass es manchen Leuten weniger gefallen ist, da es doch etwas anderes ist, als man erwarten würde. Auch kann ich mir vorstellen, dass es etwaig beim wiederholten ansehen einen Teil des Charmes verliert.
Ich würde es dennoch nicht als Kritikpunkt bewerten. Neben den Charakter-Aspekten spielt der Film dadurch in die Stärken der Russo-Brüder, weit mehr, als es einer der anderen Russo-MCU-Filme getan hat. Etwas, das man in meinen Augen deutlich merkt. Sowohl vom Fluss der Szenen, als auch von den schauspielerischen Aspekten. Es wurde aus dem, was da war, weitaus mehr gemacht, als bisher.
Aus feministischer Perspektive
Gehen wir aus einer feministischen Perspektive an den Film, finden sich die meisten Kritikpunkte. Denn ja, es gibt den einen Aspekt, den dieser Film nicht besser macht. Und das ist der „Woman in a refrigerator“ Trope, den Infinity War ja bereits mit Gamora hereinbrachte. Ich werde nicht weiter darüber sprechen, warum und wie, aber sagen wir es so: Auch in Endgame endet ein weiblicher Charakter auf ziemlich unnötige Art in einer ähnlichen Situation.
Generell muss man zudem sagen: Ja, der Film hat gegen Ende einen großen „Female Empowernment“ Moment, der wirklich großartig war und bei uns zu einem johlenden Publikum geführt hat. Aber durch den Fokus auf die Avengers aus dem ersten Team-Up haben wir natürlich wieder den Fokus auf den liebsten Held des MCU: Den weißen Mann. Sicher, damit sind viele dieser Männer nun auch aus dem MCU mehr oder minder raus – und sie sind ja auch keine schlechten Charaktere – doch ein wenig schade war es schon. Gerade da ein paar Charaktere unterbenutzt wurden.
Schön war allerdings in meinen Augen, was der Film mit Nebula gemacht hat. Ohne zu viel zu sagen: Sie spielt eine größere Rolle in diesem Film, bekommt Charakterentwicklung und ja, bei ihr fand ich es in diesem Film wirklich großartig. Ich mochte, wie der Film sie gehandhabt hat.
Es gäbe hier noch einen Faktor, den ich ansprechen kann, doch das muss fürchte ich auf das Spoiler-Review warten, da ich nicht weiß, wie ich ohne Spoiler drüber sprechen kann.
Technische Aspekte
Die technischen Aspekte bei einem MCU-Film zu besprechen, fühlt sich immer sehr langweilig an: Ja, natürlich ist die CGI sehr gelungen. Ja, natürlich ist die Cinematographie sehr kompetent, wenngleich sie MCU-typisch oft eher an eine Fernsehserie, als einen Blockbuster vermittelt. Natürlich ist auch das Make-Up super und die Kostüme sehen aus, wie direkt aus den Comics entsprungen. Es ist eben das, was wir mittlerweile vom MCU erwarten.
Was jedoch erwähnt gehört ist, dass der Film wirklich seinen Spaß damit hatte, an diversen Stellen das Avengers-Maintheme einzuspielen. Weit häufiger, als wir es in den anderen Filmen hatten. Und ja, es war großartig. So bleibt der Soundtrack besser im Gedächtnis und die Momente werden deutlich aufgewertet.
Auch hier gäbe es etwas, das ich gerne ansprechen würde, über das ich jedoch nicht sprechen kann ohne eine Sache, die viele Leute als Spoiler ansehen würden. Daher nur so viel: An ein paar Stellen sollte eine bestimmte Illusion erzeugt werden. Wer jedoch auf Details achtet, wird Unterschiede feststellen können.
Fazit
Wie gesagt, es ist schwer über diesen Film ohne Spoiler zu sprechen, da beinahe alles, was man im Trailer sieht aus den ersten paar Minuten des Films kommt. Marvel und Disney haben sich wirklich Mühe gemacht, dass man wenig über den eigentlichen Plot des Films erfährt. Insofern kann man wirklich sehr wenig sagen, außer: Ja, mir hat der Film tatsächlich gefallen. Und es freut mich, dass er mir gefallen hat.
Ja, es gab ein paar Dinge, die ich kritisch betrachte, aber dennoch kriegt der Film von mir eine Empfehlung und einen Daumen nach oben. Ich hoffe nun erst einmal, dass mit Phase 4 noch ein paar der Aspekte, die ich in meinen drei MCU Einträgen angesprochen habe, besser werden.
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