Meine Top Anime der 2010er
Die 2010er gehen zu Ende und damit ein ganzes Jahrzehnt – jedenfalls, wenn man die meisten fragt, auch wenn nach historischer Zeitrechnung natürlich das eigentliche Ende des Jahrzehnts der 31.12.2020 wäre. Doch hey, alle machen ihre „Jahrzehnts“-Listicle. Und da ich ein wenig Zeit für mich brauche und Listicles schnell geschrieben sind, schließe ich mich dem an.
Da heute der erste Freitag im neuen Jahr und neuem Monat ist, handelt es sich natürlich um eine Anime-Liste. Wie auch schon bei den Cartoons gilt hierbei: Es ist meine persönliche Top-Liste und zwar in dem Sinne von „Does it spark joy?“, wie Mari Kondo es ausdrücken würde.
10. Eccentric Family
Fangen wir mit einem Anime an, den ich gerade rewatche. Eccentric Family handelt, wie der Name schon sagt, von einer exzentrischen Familie – und zwar der Shimogamo-Familie, einer Tanuki-Familie in Tokyo. Speziell folgen wir Yasaburo, dem dritten Sohn der Familie, der angeblich seinem verstorbenem Vater am ähnlichsten ist. Er ist außerdem Lehrling des alten Tengu Akadamas, der seine Fähigkeit zu fliegen gemeinsam mit der Ziehtochter Benten verloren hat.
Die Serie ist für mich die richtige Mischung von einer mythischen Atmosphäre, schöner Familienstory und guter Comedy, alles im Setting von Kyoto – etwas, das ich spätestens seit meinem Besuch dort noch mehr zu schätzen weiß. Wer japanische Mythologie kennt, wird hier auch viele Kleinigkeiten wiederfinden. Der Anime hat für mich genau die richtige Wohlfühl-Mischung und einfach eine angenehme Atmosphäre. Dass Yasaboro, als Hauptcharakter, ein sehr loses Geschlechter-Verständnis hat und die Hälfte der Serie in weiblicher Gestalt herumrennt, ist ein weiterer Bonus.
9. Erased – Die Stadt in der es mich nicht gibt
CN: Tod, Kindesmissbrauch
Eine Serie, die viele nicht mochten, die mir jedoch sehr gefallen hat: Erased – Die Stadt in der es mich nicht gibt handelt von Satoru, einem wenig erfolgreichen Mangaka, der nebenbei Jobben muss. Ihm fehlt die Inspiration. An einem besonders verzweifelten Tag, rettet er einem Kind das Leben, indem er dieselbe Szene seltsamerweise zwei Mal erlebt. Er endet im Krankenhaus und wird von seiner Mutter besucht. Doch einige Tage später zuhause findet er seine Mutter ermordet auf. Die Polizei verdächtigt ihn. Er flieht und findet sich auf einmal im Körper seines 11jährigen Selbsts im Jahr 1988 wieder. Damals wurde eine seiner Mitschülerinnen ermordet. War der Mörder der Schülerin auch der Mörder seiner Mutter?
Hauptgrund, warum viele diesen Anime nicht mögen, sind die Änderungen gegenüber der Romanvorlage, bzw. dem Manga. Da ich weder das eine, noch das andere konsumiert habe, kann ich darüber nicht sprechen – aber in sich funktionierte der Anime in meinen Augen sehr gut, war sehr, sehr spannend und unglaublich gut umgesetzt. Ich habe die Serie gemocht und jede Woche mitgefiebert – und liebe außerdem die Darstellung von Satorus Mutter. Auch zeigt die Serie mit der zu rettenden Mitschülerin sehr gut die Verzweiflung eines Kindes in einer Missbrauchssituation im Elternhaus.
8. Fate/Zero
CN: Tod, Kindestod, Missbrauch, Folter
Hier haben wir etwas ganz anderes, doch erneut eine Serie, die ich in der Urban Fantasy Empfehlungsliste hatte. Fate/Zero ist Teil der Fate-Saga, eine Anime-Reihe mit endlosem Animationsbudget beruhend auf Videospielen. Wir folgen dem „Holy Grail War“, einem Konflikt, bei dem die Magierfamilien einander zu besiegen versuchen, um den Heiligen Gral zu gewinnen, der angeblich jeden Wunsch erfüllen kann. Dafür beschwören sieben Magier*innen die Geister alter Held*innen und lassen diese gegeneinander kämpfen. Wer am Ende überlebt, hat gewonnen. Dies ist der dritte Krieg dieser Art und Emiya, der eigentlich magischer Auftragsmörder ist, nimmt für die Bernstein-Familie teil.
Fate mag viel Lore haben, aber was Fate/Zero in erster Linie ist, sind über 20 Folgen großartig animierter Fantasy-Action mit vielen Twists und Turns, die man erst einmal nicht kommen sieht. Die Serie ist großartig umgesetzt, selbst wenn es trotz allem nicht besonders tiefsinnig ist. Ich weiß auch nicht viel mehr zu sagen als: Es ist wirklich toll animiert, die Charaktere machen Spaß, es ist spannend und ist einfach toll zum schauen! Allerdings vielleicht als Vorwarnung: Die Serie ist an einigen Stellen relativ düster und brutal.
7. Carol & Tuesday
Als Kontrastprogramm ein Musik-Anime, der SciFi Slice of Life ist. Carol & Tuesday beantwortet David Bowies Frage, ob es Leben auf dem Mars gibt mit einem deutlichen „Ja!“. Allerdings ist das Leben in der Zukunft der Serie auch einfach nur Menschen, die den Mars hier erfolgreich besiedelt haben. Tuesday rennt von ihrer reichen Familie weg, um Musikerin zu werden. Sie trifft auf die Straßenmusikerin Carol und die beiden tun sich zusammen.
Die Serie hat ein sehr simples Set-Up und ist eher ruhig in ihrem Verlauf, während sich unser Duo samt ihrem neuen Manager voranarbeitet. Was die Serie für mich so ansprechend gemacht hat, war der schöne Soundtrack und die allgemeine Wholesomeness, die die Serie verströmt. Bonus: Es ist eine sehr diverse Serie, sowohl was Queerness, als auch was BIPoC angeht. (Eine der beiden Protagonistinnen ist schwarz!) Einfach eine schöne Serie und komplett auf Netflix!
6. Happiness Charge PreCure!
Aus Prinzip muss natürlich eine Pretty Cure Staffel auch auf diese Liste und dieses Jahrzehnt war Happiness Charge PreCure mit Abstand die Serie, die ich am meisten genossen habe. Das Phantom Empire greift unsere Welt an und hat bereits Teile Europas und Amerikas eingenommen. Nur die Superheldinnen „Pretty Cures“ können die Erde verteidigen. Cure Princess, im normalen Leben als Shirayuki Hime bekannt, ist eine von ihnen nur leider ist sie die schlechteste aller Pretty Cures. Die Tatsache, dass sie Angst vor ihren Gegnern hat, macht es nicht besser. Da gibt ihr der Gott Blue, der den Pretty Cures ihre Kräfte vermacht, einen Kristall, um ihr eine Partnerin zu finden. Und so kreuzen sich die Wege von Hime und Megumi. Sehr passend, da Megumi schon immer eine Pretty Cure sein wollte!
Happiness Charge ist die mit Abstand heterosexuellste Serie auf dieser Liste! Sie war damals das Kontrastprogramm zur sehr lesbischen Vorgängerserie. Nichtsdestotrotz mit Abstand die PreCure Staffel dieses Jahrzehnt (und allgemein der Magical Girl Anime) der mir am meisten Spaß gemacht hat. Die Charaktere verhalten sich sehr Altersgemäß, es war schön die internationalen PreCures als Teil der Geschichte zu haben und zu sehen, dass die Bösen eben sich nicht nur auf eine kleine Stadt in Japan konzentrierten. Die Charaktere waren alle sehr liebenswert und Hime ist für mich das eine Beispiel eines „Prinzessin“-Charakters, der funktioniert. Einziges großes Manko an der Serie ist die riesige Varianz in der Animationsqualität. Einige Folgen sind wunderschön, wieder andere kaum schaubar. Ach ja, und ich muss eben Cure Honey erwähnen, weil ihr Finisher das coolste ist, dass PreCure je gemacht hat!
5. Durarara!!
CN: Gewalt, Missbrauch, sexuelle Belästigung
Noch ein Anime aus der Urban Fantasy Empfehlungliste. Was soll ich sagen? In Durarara!! zieht Mikado vom Land für die Oberschule nach Tokyo – nach Ikebukuro, um genau zu sein. Dort trifft er seinen Grundschulfreund Masaomi wieder, lernt jedoch auch eine Vielzahl seltsamer Gestalten kennen, die das Nachtleben des tokyoter Distrikts beeinflussen. Unter ihnen Izaya, ein kaltblütiger Informationshändler, der mit den Yakuza zusammenarbeitet, Shizuo, ein Schuldeneintreiber mit übermenschlichen Kräften, und Celty, eine Dulahan aus der irischen Mythologie, die nach Tokyo kam, um ihren verlorenen Kopf zu finden.
Durarara!! ist lustig, es ist schön erzählt, es hat eine spannende Art zu animieren, ich mag (trotz der etwas übertriebenen Darstellungen der weiblichen Figuren) den Zeichenstil der Serie und liebe die Charaktere fast alle. Nur Izaya will ich auf den Mond schießen. Und genau damit ist die Serie auch erfolgreich, ist Izaya doch das, was in dieser Serie am ehesten an einen Hauptantagonisten herankommt. Hatte mit der Serie durchweg sehr viel Spaß – sie wird auch sicher einmal ein komplettes Review bekommen.
4. Digimon Universe: Applimonsters
Wir hatten in diesem Jahrzehnt zwei Digimon-Staffeln. Eine sehr miese und dann eine, die den Namen Applimon oder Appmon hatte. In der Nahen Zukunft findet der zurückhaltende Haru ein seltsames Gerät. Kurz darauf taucht eine noch seltsamere Katze mit Hut in seinem Zimmer auf, die sich als Gatchmon vorstellt und versucht Haru zu überreden, sein Partner zu werden. Auch wenn Haru nicht ganz überzeugt ist, lässt er sich überzeugen, als er sieht wie viel Einfluss die A.I. Leviathan, die die gesamte Welt bedroht, bereits hat. Gemeinsam mit dem Idol Eri Karan und dem Apptuber Astra stellt er sich dem entgegen.
Nun, was soll ich sagen? Ich liebe Digimon. Leider war Digimon Xros Wars am Anfang des Jahrzehnts eine ziemliche, bittere Enttäuschung. Umso überraschender war es, als Appmon anlief und … erstaunlich gut war. Die Serie ist sehr episodisch, hat aber durchweg gut geschriebene Charaktere, die die Show sehr schaubar machen. Die Animation war außerdem sehr schön und der Soundtrack ebenfalls recht angenehm. Außerdem hat die Serie die Charaktersongs zurückgebracht, was ich großartig fand. Mehr aber noch als das: Die Serie hat sich getraut den Protagonisten schwul (oder bi?) zu machen und … was soll ich groß sagen, außer, dass ich es gefeiert habe?!
3. Yuri On Ice!!
Wo wir schon bei schwulen Protagonisten sind, kommen wir zur Serie, die in der queeren Community gefeiert wurde. Yuri on Ice handelt, wie der Name impliziert, von einem Yuri auf einer Eisfläche. Um genau zu sein handelt sie vom japanischen Eiskunstläufer Yuri, der leider bei der Weltmeisterschaft mies abgeschnitten hat und kurz davor ist, seine Karriere an den Nagel zu hängen. Als er im Rink seiner Kindheit das Programm seines großen Vorbild Victor nachläuft und seine beste Freundin dies filmt und auf YouTube hochlädt, beschließt Victor nach Japan zu kommen, um selbst Yuris Trainer zu werden.
Was soll ich sagen? Es ist sehr, sehr, sehr schwul und das im besten Sinne des Wortes. Yuri hat einen riesigen Crush auf Victor, Victor hat keinerlei Hemmungen und die Serie ist genau so Sport-Anime, wie eine schwule Liebesgeschichte – selbst wenn sie aus irgendeinem Grund meint, gerade genug Sand zu verteilen, dass man so tun kann, als wären die beiden nur beste Freunde. (Küsse werden immer zufällig verdeckt, den Verlobungsringen wird ein anderes Narrativ gegeben usw.) Aber ja, die Serie ist dennoch sehr queer und hat außerdem großartig animierte Eiskunst-Sequenzen. Sehr, sehr schön. Ich will endlich die Fortsetzung.
2. Little Witch Academia
Noch eine Serie, über die ich hier schon geschrieben habe. Little Witch Academia begann als Film, bekam dann eine Serienfassung. Die Serie handelt von Akko, einem Menschenmädchen, das es geschafft hat, auf einer Hexenakademie aufgenommen zu werden. Doch auch wenn sie immer schon eine Hexe sein wollte, fängt ihr Unglück schon auf dem Weg zur Schule an, als sie und ihre Mitschülerin im verfluchten Wald abstürzen. Hier findet Akko einen Zauberstab – den Zauberstab ihrer Heldin: Shiny Chariot. Auch wenn Akko eine Chance an der Hexenakademie Luna Nova bekommt, so ist sie leider magisch gänzlich untalentiert.
Little Witch Academia ist eine schöne, wholesome Serie mit sehr viel Herz und sehr viel Humor. Und ein wenig handelt sie auch von Behinderung – wenngleich Behinderung hier eben Akkos Unfähigkeit bestimmte Zauber zu lernen beschreibt. Die Serie behandelt es allerdings deutlich als eine Behinderung, so dass diverse Leute nicht sicher sind, wie sie damit umgehen sollen, während andere Akko dafür mobben. Davon abgesehen geht die Serie sehr auf die Verhältnisse zwischen Menschen und Magie ein – mehr, als man es in den meisten Serien kennt.
1. Scum‘s Wish
CN: Toxische Beziehung, Stalking
Beim Sortieren der Serien war es für mich selbst eine Überraschung, Scum‘s Wish auf Platz 1 zu finden. Doch offenbar, nun, war es die Serie, die mir die meiste Freude gemacht hat. Seltsam, oder? Scum‘s Wish handelt von Hanabi, einer unglücklich verliebten Oberschülerin. Denn sie war in ihrer Kindheit mit einem älteren Jungen befreundet, verliebte sich in ihn – aber nun ist er ihr Lehrer und dazu auch noch mit jemand anderen verlobt. So trifft sie Mugi, einen Jungen, der in die Verlobte ihres Angebeteten unglücklich verliebt ist. Die machen einen Pakt einander über ihre unglückliche Liebe hinwegzutrösten.
Scum‘s Wish handelt um eine toxische Beziehung – die von der Serie als eben das dargestellt wird. Mugi und Hanabi haben beide ihre Probleme, sind sich beide nicht dessen sicher, wer sie sind und haben eine beschissene Grundlage für die Beziehung, die sie beginnen. Dinge, derer sich die Serie bewusst ist. Auch haben Mugi und Hanabi beide jemanden, der in sie verliebt ist, was das ganze noch komplizierter macht. Ein Happy Ending gibt es hier nicht, dafür eine verflucht glaubwürdige Darstellungen über Jugendliche in unglücklichen Beziehungen. Bonus: Es kommen queere Themen vor und die Serie ist sexuell positiv! Letzteres war wahrscheinlich einer der großen Aspekte, die die Serie für mich so besonders gemacht hat.
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