Film-Review: Captain Marvel
Ich habe einen Blog und der erste Marvel-Film mit weiblichem Superhelden kommt heraus. Was bleibt mir da groß anderes übrig, als ein Review zu Captain Marvel zu schreiben? Es hat immerhin nur 12 Jahre gedauert, bis wir hierhin gekommen sind – was natürlich die Frage aufbringt: Wie ist der Film geworden?
Der Anfang des Reviews wird spoilerfrei sein – später kommen jedoch Spoiler rein. Ich werde an der Stelle eine Warnung als Subheader reinpacken!
Der Plot
Vers ist eine Kree Söldnerin ohne Erinnerung an ihre Vergangenheit. Da sind diese vagen Träume, die sie manchmal hat. Träume mit Trümmern. Träume, in denen jemand versucht sie zu erschießen. Ein Skrull, wahrscheinlich, haben sich die Skrull doch immer weiter im Universum ausgebreitet – als Gefahr für das Kree-Imperium.
Als die oberste Intelligenz sie, gemeinsam mit ihrem Team, auf eine geheime Mission schickt, wird sie von den Skrull gefangen genommen. Zwar gelingt ihr die Flucht, doch dabei stürzt sie auf einem fremden Planeten ab. Auch die Skrull sind hier, auf der Suche nach einer Frau, die Vers ebenfalls in ihren Träumen sieht. Denn diese Frau hat einen Lichtgeschwindigkeits-Antrieb entwickelt. Und mit diesem Antrieb könnten die Skrulls das Kree Imperium besiegen.
Da ihr Team zu weit weg ist, macht sich Vers allein auf die Suche nach der mysteriösen Frau und den Antrieb. In der Hoffnung, ihn vor den Skrulls zu finden.
Allgemeine Eindrücke
Ich kann hier tatsächlich nicht so viel über die besten Sachen am Film reden, ohne zu spoilern. Daher allgemein gehalten: Der Film hat einen wundervollen Plottwist, der großartig umgesetzt ist. Man sieht ihn wirklich nicht kommen. Dieser Twist hilft, den Film deutlich, deutlich besser zu machen, als er wäre, hätte er seine Story gerade heraus gespielt.
Ansonsten war es schön den Film nicht als klassische Origin Story zu sehen. Vers/Carol hat von Anfang ihre Kräfte. Das einzige, was sie noch lernen muss, ist diese zu kontrollieren. Dennoch hat sie ihre Kräfte seit einer Weile und ist auch als Kämpferin absolut fähig. Das hilft definitiv, den Film nicht zu „durchschnittlich“ wirken zu lassen.
Außerdem war es schön, dass das Finale – auch wenn CGI lastig – zumindest einmal keine Himmelslichter hatte. Ihr wisst schon: Kein leuchtender Strahl, der in den Himmel hinaufschießt. Und generell kam die Spannung im Finale auch aus einer etwas anderes Quelle, als üblich. Doch dazu mehr in den Spoilern.
Plot und Struktur
In meinen Augen hatte der Film leider ein kleines Pacing-Problem, das wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, dass sich über „erster und zweiter Akt“ vs „dritter Akt“ die Geister scheiden. Die ersten beiden Akte waren verhältnismäßig langsam – trotz einiger Actionsequenzen – und eher auf die Charaktere fokussiert, während der dritte Akt sehr schnell und sehr plotlastig war. Das ist an sich nicht ungewöhnlich und trifft auf viele Filme, vor allem Superhelden-Filme, zu, aber hier war es in meinen Augen ein recht deutlicher Bruch. Der mag beabsichtigt sein, aber ist wahrscheinlich wirklich der Grund, warum manch einer entweder die erste beiden Akte oder den letzten Akt nicht mochte.
Derweil war es im Plot sehr angenehm, noch einmal wieder ein wenig galaktischen Weltenbau zu sehen. Selbst wenn ich mich wirklich frage, wie die Jump Points im MCU eigentlich funktionieren. Dennoch war es interessant die MCU-Version vom Kree-Imperium zu sehen und dahingehend mehr Weltenbau zu haben als „Ronan ist Kree und er ist böse, aber irgendwie mit den Kree auch verkracht.“
Die Charaktere
Durchweg positiv kann ich über die Charaktere reden. Diese waren wirklich die Stärke des Films. Doppelt so, weil wir ausnahmsweise auch bei einigen einen tieferen Einblick in die Vergangenheit bekommen. Wir erfahren Dinge über Carols/Vers‘ Kindheit und ihre Familie – mehr, als es üblicherweise der Fall ist. Keine Details, aber genug, um sich ein Bild machen zu können. Auch Carols Entwicklung innerhalb des Films ist schön gemacht und von Larson sehr gut und mit Nuance dargestellt.
Ebenso war es schön den jungen Nick Fury kennenzulernen. Es hat mich überrascht, dass man ihn in diesem Film wesentlich energetischer, aber auch freundlicher dargestellt hat. Als einen offeneren Menschen. Es macht natürlich Sinn, dass er sich in knapp 10 Jahren zwischen diesem Film und Iron Man entwickelt hat – überrascht hat es mich dennoch. Positiv wohlgemerkt.
Auch die anderen Charaktere waren allesamt interessant und viele von ihnen sympathisch. Ich fand den Skrull Talos toll, habe Carols beste Freundin Maria und deren Tochter Monica gefeiert (Gerade die Tochter! Ich hoffe wir bekommen Photon!) und Yon-Rogg … ist ein Charakter, über den ich wegen Spoiler nicht sprechen kann. Außerdem ist Ronans Cameo großartig. Selbst wenn kein einziger Charakter mit Goose, der Katze, mithalten kann.
Die technischen Aspekte
Um kurz und schmerzlos noch ein wenig über Filmtechnik zu reden: Wieder war die CGI in diesem Film nicht so gut. Ist leider bei Marvel aktuell sehr inkonsistent, wie gut oder schlecht am Ende die visuellen Aspekte des Films ausfallen. Hier war es leider nicht so gut – jedenfalls in meinen Augen nicht. Gerade im Finale wirkte es auf mich nicht wirklich überzeugend.
Kameraführung und Schnitt mochte ich – gerade die Kamerafahrten waren in meinen Augen richtig nice. Was mir hier allerdings auch deutlich ins Auge gefallen war, war der Unterschied in der Kameraführung zwischen den zwei großen Actionsequenzen und den anderen Szenen (inklusive der kleineren Sequenzen). Ich nehme an, dass war der Regiewechsel zwischen dem „normalen Film“ und dem „vertraglich vorgeschriebenen Actionaspekt, den jeder MCU-Film braucht“? Fühlte sich jedenfalls so an.
Und wie so oft: Soundtrack ist eigentlich nicht schlecht, bleibt dadurch, wie wenig er vorkommt, allerdings kaum hängen, was schade ist.
Im Vergleich zum restlichen MCU
Auch wenn das hier mein erstes MCU-Review ist, so möchte ich über meine Art MCU-Filme zu bewerten, reden. Ich bin kein großer Fan (nicht mehr) der Punktebewertungen, weshalb ich bei MCU-Filmen einfach nur meine Bewertung im Vergleich zu den anderen Filmen angebe. Und ja, komplett subjektiv.
Generell unterteile ich die MCU-Filme in vier Kategorien: Die Filme, die ich liebe, die Filme, die ich mag, die Filme, die ich okay finde, und die Filme, deren Existenz ich versuche soweit wie möglich zu verdrängen, da sie mir nicht zusagen.
Captain Marvel fällt in die zweite Kategorie: Filme, die ich mag. Der Film hat mich nicht auf dieselbe Art gefesselt, wie die Guardians Filme oder Black Panther – aber hat mich dennoch sehr angesprochen. Ich will ihn auf jeden Fall noch einmal sehen.
Wenn es interessiert: Aktuelle grobe Marvel-Hitliste. Nach persönlicher Präferenz. (Sprich: Sagt nichts darüber aus, welche Filme ich qualitativ am höchsten bewerten würde. Sonst wäre auch Black Panther ganz oben!)
LOVE
Guardians of the Galaxy Vol. 2
Black Panther
Guardians of the Galaxy
Thor Ragnarök
LIKE
Captain America: Civil War
Captain Marvel
Avengers
Captain America: The Winter Solider
Ant-Men and the Wasp
OKAY
Captain America: The First Avenger
Spider-Man Homecoming
Thor
Iron Man
Doctor Strange
Iron Man 2
Ant-Man
Thor: The Dark World
Avengers: Infinity War
FORGET
The Incredible Hulk
Iron Man 3
Avengers: Age of Ultron
/Ende des Spoilerfreien Reviews
Spoiler, Spoiler, Spoiler!
Was für mich diesen Film wirklich gut gemacht hat, war der Umgang mit den Skrulls. Das ganze Werbematerial war darauf ausgerichtet, dass man mit der „Secret Invasion“ Storyline rechnet. Was bekommen wir stattdessen? „Ja, eigentlich sind die Skrulls gar nicht böse. Sie sind nur hier, weil sich ihre Familien, die Flüchtlinge vor den Kree sind, sich hier versteckt haben und sie versuchen, diese zu finden. Genau deswegen habe ich Talos auch so geliebt, der dahingehend überraschend viel Charakter hatte.
Das Großartige daran war, dass ich es nicht habe kommen sehen. Niemand, den ich kenne, hat es kommen sehen. Es war leicht zu erahnen – auch vom Metawissen über das Universum her – dass die Kree böse und Yon-Rogg der eigentliche Antagonist ist. Doch dass die Skrull absolut gar keine antagonistische Rolle einnehmen? Das ist neu und interessant. Und hatte durchaus auch einen gewissen Kommentar.
Interessant und im positiven Sinne auch wundervoll politisch war in dem Kontext auch die ganze Storyline rund um „Männer, die Frauen kontrollieren“. Auch dahingehend war Yon-Rogg eine interessante Figur. Oberflächlich freundlich, nett und supportive, eigentlich aber darauf aus, Carol zu kontrollieren.
Ach ja, und was ich ebenfalls toll fand, war, dass Mar-Vell im MCU eine Frau ist!
Spoiler: Die Frage nach den Kräften
Was am Ende die Frage bleibt: Wie machen sie es später mit den Kräften? Denn ja, Carol spielt von ihrer Macht her auf einem gänzlich anderen Level, als die sonstigen MCU-Figuren. Kein Wunder, war doch der männliche Captain Marvel letzten Endes Marvels Antwort auf Superman, der dasselbe Problem mit sich bringt. Was macht der Rest des Teams, während Captain Marvel kämpft? Ich gebe offen zu: Das geht mir noch nicht ganz auf. Ich sehe durchaus das Potential für einige sehr gute Einzelfilme – aber wie sie sich ins Team einfügt, weiß ich noch nicht. Selbst wenn wir es bald sehen werden.
Sehr bald wahrscheinlich, da die Mid Credit Szene impliziert, dass Carol bereits zu beginn von Endgame auf der Erde sein, beziehungsweise sehr, sehr früh im Film ankommen wird.
Das Beitragsbild ist von NASA aufgenommen und steht unter Public Domain.